Der blaue Planet der Florakszyi

Eine Fanstory von Matthias Scharf
(2005/2006)

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Das silbergraue Scoutboot mit den Insignien der terranischen Forschungsakademie überflog den Planeten in mehreren Umkreisungen, dabei immer tiefer sinkend. Die Systeme scannten ununterbrochen die Oberfläche auf allen Frequenzen und speicherten die Daten laufend. Beim Eintritt in die Atmosphäre zog es einen langen Schweif aus Feuer und Partikeln hinter sich her.

Aus der Luft sah alles wie gemalt aus. Dichte Dschungelwälder hatten den gesamten Planeten bedeckt. Die riesigen Mammutbäume, von blaugrüner Farbe, bildeten mit den hohen Farnen eine geschlossene Decke. Die Blautöne überwogen hier auf dieser Welt, selbst die Seen strahlten in azurblau und die über mannshohen Farne zeigten sich in türkis. Der Dschungel wurde von kreisrunden Lichtungen unterbrochen, die sich wie Flecken auf einem grünen Teppich zeigten.
Berge mit flachen Gipfeln, grün-braune Tafelberge, bildeten um den Äquator eine lockeren Gürtel und wirkten wie Kegelstümpfe in der Landschaft. Ein tiefblauer Fluss schlängelte sich um die Berge, um dann einen größeren See zu speisen. Von denen gab es zehn auf dieser Welt, wo Meere jedoch ganz fehlten.
Das Scoutboot senkte sich langsam aus der Höhe auf eine der Lichtungen herab, dabei Laub und Pflanzenreste aufwirbelnd. Ein leichtes Pfeifen verriet die Arbeit des Antriebs, es hörte sich fremd an und störte die Stille des Waldes. Es sank aus dem leuchtend blauem Licht in die Dämmerung des blaugrünen Dschungels. Leicht setzte das Raumschiff auf seinem Antigravpolster auf, der Antrieb erlosch und Stille kehrte zurück. Langsam fielen die Blätter wieder zu Boden und belegten den freigefegten Landeplatz erneut.

Die sechs Mitglieder der terranischen Forschungsgruppe saßen im Inneren des Scoutbootes auf ihren Formsitzen in der Zentrale. Diese Sitze passten sich perfekt an ihren Nutzer an, denn sie besaßen eine eigene Memory-Steuerung. Die konnten hier sicher sein, wie in einem Ei. Obwohl die Technik keine Kräfte durchkommen ließ, die Andruckabsorber arbeiteten sicher, waren alle Crewmitglieder mit Fesselfeldern an ihren Sitz gebunden und konnten den Landevorgang an den Sichtfenstern verfolgen.
Von wegen Sichtfenster? Drei Großplasmabildschirme, die im Halbkreis an der Front der Zentrale angebracht waren, vermittelten den Eindruck, den Vorgang durch Front- und Seitenscheiben direkt zu sehen. Jedoch konnten hier alle Projektionen der insgesamt 15 Außenkameras dargestellt und gezoomt werden.

Aka Sakima, der Steuermann und Navigator, führte den Landevorgang gekonnt aus. Eigentlich gab es für ihn auch nicht viel zu tun, denn der Subrasensor hatte die Steuerung der Landung übernommen. Aka, ein gebürtiger Japaner, der mit der Galaxis damals die Erde verlassen hatte, kontrollierte und verglich die Daten, griff regulierend ein und kommentierte das Manöver kurz.
„Eintritt in die Atmosphäre; alles normal“, unterbrach er die Stille der Zentrale.
„Zehntausend Meter; weiter sinkend.“
Auf dem Frontschirm zog das Rund des Planeten vorüber, an den Seitenschirmen wurden die Rückansicht und Bodenaufnahmen dargestellt.
„Zweitausend Meter; sinkend; wir sind gleich über den Koordinaten“, sagte Aka leise.
„Eintausend Meter!“ Auf der linken Seiten kam der Planet schnell näher, das Rund einer Lichtung wurde größer. „A-Grav ein; Fünfhundert Meter“
Aka ließ seine Finger schnell und leicht über die Touchflächen der Steuerung gleiten, er musste die Sinkgeschwindigkeit korrigieren. Langsam setzte das Scoutboot auf, das Lösen der Fesselfelder signalisierte das Ende der Landung. Die Triebwerke erstarben.
„Triebwerke aus; und Bodenscan“, kommentierte der Steuermann die letzten Aktionen.

Solveig Björgstad, die als Forschungsgruppenleiterin die Verantwortung für das Unternehmen trug, übernahm die Initiative, „ Petr, horch mal, ob da draußen etwas ist!“
Petr Iskranow, ein russischer Informatiker aus Wolgograd, war bei diesem Unternehmen als Funk- und Systemtechniker eingesetzt. „Da, da“, antwortete er in seiner alten Volkssprache; ein Spaß um die Situation aufzulockern. Amtssprache war immer noch das Angloter, das auch in den Kolonien der Erde gesprochen wurde.
„Dave, nimm dir zwei Mann und stelle das Basislager sicher“, gab sie weiter Anweisungen. Ihre Augen funkelten vergnügt, als sie Dave Koso ansah. Dave war Amerikaner und bei dieser Mission als Techniker eingesetzt. Techniker ... das hieß hier Mädchen für alles. Dave wusste, was er zu tun hatte, die Absprachen im Vorfeld waren klar.
„Petr, Bericht“, verlangte Solveig direkt. „Keine Anzeichen von Kommunikation, keine Energien oder technische Einrichtungen, aber ein ständiges Hintergrundrauschen auf einer bestimmten Frequenz und ein Signal, dass ich nicht genau orten kann“, gab Petr Bericht. „Es scheint überall zu sein.“ Er sah sich nach Dave um, „Alles sauber da draußen, kannst gehen, Dave!“
Dave wählte zwei Mann aus und sie bereiteten sich auf den Ausstieg vor. Die Analysen hatten ergeben, dass die Atmosphäre für Menschen atembar war und keine schädlichen Bakterien und Viren vorhanden waren. Lebewesen oder Tiere gab es keine hier.

 

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