Sonderband 15
Die Kolonie

von diversen Autoren
(Manfred Weinland „Die Kolonie“, U.H.G. „Wenn Blicke töten könnten“,
Michael Nagula „Todesschwadron Giaur“, U.H.G. „Die Eindringlinge“,
U.H.G. „Ein Colonel namens Clark“, U.H.G. „Eine Frage der Berechnung“,
Hagen A. MacLean „Das Dschungelphantom“, Manfred Weinland „Legende“,
Hagen A. MacLean „Nichts als Staub“, Manfred Weinland „Im Auftrag des Nareidums“)

Cover: Swen Papenbrock
Erschienen: 2002 im HJB Verlag

HANDLUNGSZEITRAUM:
(grob betrachtet die Jahre 2057/58 und etwa das Jahr 1800 für „Im Auftrag des Nareidums“)

 

Die Buchbesprechung dieses SB erfolgt diesmal etwas anders als „gewohnt“, da es sich um mehrere Einzelgeschichten handelt, führe ich keine separate Personenlisten und Begriffsbestimmung zur eigentlichen Inhaltsangabe auf!

     

Inhaltsangaben und Bewertungen der Einzelromane:

Die Kolonie:

Wir treffen auf gute alte Bekannte des RD-Kosmos aus den Anfangstagen der Besiedlung von Hope und erfahren, wie sich einer der Protagonisten jener wirren Zeit im Kampf mit den Amphis um Cattan entwickelt hat bzw. was er sich für seine nähere Zukunft für Ziele gesteckt hat. Euch wird sicherlich die Person Nelson Doty noch ein Begriff sein, das war der Junge, welcher mit dem Feuerhüpfer Dong-Dong und seinem väterlichen Freund, Ex-Korporal Goof, genannt Goofy so manch tragisches wie auch wundersames Erlebnis auf Main Island bestehen mußte. Inzwischen sind seit der Aufbauphase und der späteren Zerstörung von Cattan durch die G`Loorn (so um 2053) sechs Jahre vergangen und aus dem Kind Nelson ist schon fast ein junger Mann geworden. Es gelingt Manfred Weinland die innere Zerrissenheit und den immer noch vorhandenen Schmerz Nelsons über den „Verlust“ von Dong-Dong dem Leser einprägsam herüber zu bringen. Weiterhin erfahren wir weitere zusätzliche Details um Hope, welche meines Wissens in keinem anderem Buch drinstehen bzw. behandelt werden. Es sind dies zwar nur Kleinigkeiten aber sie runden das bisherige Bild über den Planeten Hope weiter ab. Doty und Goof sind mit dem von M. Weinland als CC4 bezeichneten „Notboot“ zum Kontinent 13 auf Hope unterwegs, um eine Gruppe Exobiologen von dort abzuholen, welche in den vergangenen Wochen die Flora und Fauna weiter studiert haben. Hier ist mir sofort ein Widerspruch zu den Angaben aus dem Band 1 des CZ aufgefallen! Und zwar ist das Scoutboot CC4 im Jahre 2051 auf dem 9. Planeten des Col-Systems nach schwerem Strahlbeschuß der Amphis zum Absturz gebracht worden und war so sehr beschädigt, daß Ren Dhark und seine Gruppe von Pjetr Wonzeff mit dem CC2 von dort abgeholt werden mußten. Ich frage mich deshalb, haben sich der Autor hier jetzt in der Bezeichnung geirrt oder ist das CC4 nach dem „Abzug“ der Amphis vom 9. Planet irgendwann später geborgen und/oder repariert worden???

Kurz vor ihrem Anflug auf Kontinent 13 versucht Doty die Wissenschaftler anzufunken, erhält aber keine Antwort und auch nach ihrer Landung im Feldlager ist durch unsere zwei „Scoutboothelden“ keiner der Wissenschaftler zu sehen. Nelson freute sich doch schon so sehr auf ein Wiedersehen mit einer der jungen Wissenschaftlerinnen. Das war auch mit ein Grund, warum Nelson vorhatte Hope in Richtung Erde zu verlassen. Zum Erschrecken der beiden müssen sie feststellen, daß alle Wissenschaftler gelähmt am Boden liegen und in eine Art „Wachkomastarre“ verfallen sind. Nelson läuft auf Anraten Goofys zum Boot zurück um über Funk medizinische Hilfe anzufordern, als Goofy von mit einem Giftstachel ausgestatteten, kolibriähnlichen Fluginsekten angegriffen und gestochen wird. Nelson gelingt es gerade noch so sich ins Boot zu retten und Hilfe anzufunken. Goof verfällt Zusehens auch in diese Starre wie die anderen Exobiologen.
Alle „Vergifteten“ werden unter großem Aufwand nach Deluge geschafft, wo man aber nur herausfand, daß den Patienten nicht geholfen werden konnte und sich ihr allgemeiner Zustand außer der verhärteten Haut immer weiter verschlechterte. Daraufhin versucht Nelson über das Mentcap-Archiv in der RRH eine Lösung zu finden und tatsächlich findet sich im Speicher der Mysterious eine Angabe zur Lösung des Dilemmas. Was aber Nelson im gleichen „Gedankenschub“ noch von der Wissens-Pille erfährt verschlägt ihm wortwörtlich die Sprache. Ohne eine Verlautbarung an die Ärzte verläßt er daraufhin mit dem Scoutboot Deluge um Richtung Main Island zu fliegen. Er nähert sich einem von den Menschen bis dahin nicht erkundeten Stolleneingang und findet doch tatsächlich ein Volk von Feuerhüpfern! Nur, daß dem Leser jetzt schon fast in unglaublicher Weise eröffnet wird, daß die Spezies der Feuerhüpfer nicht nur intelligent, sondern vor über 1000 Jahren mit einem „kleinem“ Raumschiff von einem anderen Planeten der Galaxie hier auf Hope gestrandet ist und das sie den Mysterious auch bekannt (umgekehrt ebenso) waren. Nur, und dieser Satz hat meines Wissens erhebliche Sprengkraft (noch und eben deshalb auch für den BITWAR-Zyklus), einige Feuerhüpfer, welche sich wohl auf telepatischem Wege mit Nelson unterhalten, eröffnen ihm: „Sie (die Mysterious) genossen nicht unser Vertrauen“!
Im Blut der Feuerhüpfer ist ein Bestandteil enthalten, aus welchem sich der Grundstoff für ein Serum, welches als Vakzine funktioniert, gewonnen werden kann. Außerdem erfährt Nelson, daß er für die Feuerhüpfer über die ganzen Jahre hindurch in permanenter Verbindung über den „Geist“ von Dong-Dong gestanden hatte. Wie fantastisch! Nicht war?! Nachfolgend unterrichtet Nelson die Ärzte auf Deluge über das Gegengift und bringt ihnen auch eine Probe „Feuerhüpferblut“ für den Fall mit, daß die Mysterious im Industriedom kein Serum zwischengelagert haben sollten.
Die Auffindung oder Herstellung eines solchen und dessen Anwendung an den Patienten läßt der Autor am Ende der Geschichte offen. Was er uns aber hingegen verrät, ist das Versprechen Nelson Dotys auf Hope zu bleiben und nicht zur Erde abzureisen. Weil Hope ja „... noch so viel Unerforschtes bereithielt...“ bzw. noch hält! Das liebe Ren Dhark Leser, läßt uns auf weitere spannende Hopeabenteuer „hoffen“!
Ach ja, mit dem Titel „Die Kolonie“ ist, daß sei am Rande erwähnt das Völkchen der Feuerhüpfer im Stollen auf Main Island gemeint.
Veröffentlicht auch unter Die Kolonie auf der RD-HP.

Wenn Blicke töten könnten:

Wer den Namen U.H.G. hört/liest wird unweigerlich mit einer gehörigen Portion Humor (teils auch schwarzem) konfrontiert. So verhält es sich auch mit dieser „kürzesten“ der Kurzgeschichten dieses Sonderbandes.
Beschrieben wird ein Experiment unter der Leitung Echri Ezbals, welches aus technischer Sicht auf eine der vielen „nutzlosen“ Erfindungen Robert Saams zurückgeht. Mit von der Partie sind diesmal auch wieder unsere liebgewonnenen „Freunde“ Chris Shanton sein Blechhund Jimmy, Robert Saam selbst und eine dicke schwarze Fliege.
Ausgangspunkt der graveschen Erzählweise ist eine Art interaktiver Traum von Chris Shanton, in welchem eine bedrohliche Riesenschlange, ein „schalbewehrter“ Robert Saam, jede Menge Sumpflöcher, ein Schatten sowie Jimmy, welcher aber lieber zu Saam trollt als zu seinem Herrn und Meister Shanton vorkommen. Dies brachte Shanton im „Traum“ so sehr auf die Palme, daß Echri Ezbal (als Überwacher des „TFA-Experiments“) den Versuch einer, auf einem auf elektromagnetischer Basis funktionierenden Stirnreif operierenden Telepathie, abbrechen mußte.
Echri Ezbal als gutem Menschenkenner entging nicht, daß Shanton sehr, sehr eifersüchtig auf Jimmys „fremdgängerische Avancen“ in Richtung R. Saam reagierte. Deswegen auch der Titel und Schlußsatz: „Wenn Blicke töten könnten, ...“

Todesschwadron Giaur:

Von der kürzesten kommen wir zu der zweitlängsten der Kurzgeschichten. Michael Nagula erzählt uns eine actiongeladene mit leichtem Erotiktouch versehene Mär im Stiele eines Agentenkrimis.
Mit von der Partie sind neben der Randperson Bernd Eylers der Topagent der GSO Ömer Giray, eine gewisse Assunta Erdin, ein Robone namens Mustafa Yahmez (ehemaliges Mitglied der Robonengruppe um Achmed Gezmec – siehe Ömers Abenteuer in der Moschee in Istanbul, wo er sein linkes Auge verlor) und andere. Das ganze spielt sich auf und in der Umgebung einer Erdölplattform im Schwarzen Meer in der nähe des Bosporus ab.
Ömer wird von Eylers mit dem Auftrag betraut eine Anschlagserie auf eine Ölplattform zu untersuchen. Es stellt sich im Laufe der ziemlich turbulent verlaufenden Handlung heraus, daß die Anschläge auf das Konto einer fundamentalistischen Islamistengruppe geht, welche ideologisch von dem Robonen Yahmez angeheizt werden. In einer Unterwasserhöhle kommt es schließlich zum Showdown und die schöne Assunta Erdin muß von Ömer gerettet werden. Bei der einige Tage später in Eylers Büro stattfindenden Abschlußbesprechung wird Ömer durch den GSO-Chef darüber aufgeklärt, daß es eigentlich gar nicht um die Aufklärung der Anschlagsserie ging, sondern vielmehr um die „Beschaffung“ einer bestimmten kleinen über 50.000 Jahre alten Metallkiste, welche angeblich Datenmaterial mit Auskünften über die Mysterious enthalten sollte.
Zum Schluß eröffnet Eylers Ömer Giray auch noch, daß die gute Assunta Erdin nichts anderes als die fähigste Berufskollegin des Topagenten sein soll, was Ömer zu der Aussage bewegt: „Ich wußte gleich, daß die Frau Klasse hat“.
Der Titel der Kurzgeschichte ist meiner Meinung etwas mißverständlich gewählt da die beiden gewählten Wörter nichts miteinander zu tun haben und in der Geschichte konträre Bedeutung haben. Wenn, dann hätte es „Todesschwadron der Giaur“ heißen müssen!
Ach ja und wenn ihr wissen wollt, was denn nun ein Giaur ist? Na dann müßt ihr schon die Geschichte selber lesen ;-) !

Die Eindringlinge:

Ein weiteres Schmankerl aus dem Repertoire des U.H.G.s stellt eine Erzählung aus der Sicht der fiktiven RD-Person Artus dar. Man hat dabei den Eindruck, daß der letzte Alpenurlaub von Herrn Grave und dessen bleibende Erinnerungen kräftig in die Geschichte mit eingeflossen sind. Artus klassische Selbstgesprächsdialoge kommen ebenso zur Geltung wie die plastische Schilderung einer Alpenwanderung. Das kuriose Highlight der Geschichte ist die unerkannt bleibende wahre Identität der Roboters Artus einerseits und die artussche Verkennung der tatsächlichen körperlichen Behinderung des alten Gustl Meissner andererseits.
Die Handlung selber ist schnell wiedergegeben. Artus macht auf anraten Echri Ezbals „Urlaub“ in den Alpen. Dort kommt es oberhalb eines Alpendorfes zur Begegnung der beiden Hauptakteure Meissner und Artus.
Im Dorf selbst so erzählt Meissner ihm halten sich 4 gesuchte Schwerverbrecher auf, welche von der Polizei aber in diesem Abschnitt nicht mehr gesucht werden. Sie haben den Bürgermeister von Linden und seine Familie als Geiseln genommen und fühlen sich daher im Ort relativ sicher. Da Artus dem alten Meissner bei seinem Kennenlernen versprochen hat niemanden etwas über die Geiselnahme weiter zu erzählen, beschließt Artus das Problem selber zu lösen.
Um die 4 vermeintlichen Mörder unterschiedlicher nationalistischer Herkunft ist es dann durch Artus geschickte Ausschaltungstaktiken auch schnell geschehen, wobei keiner der überraschten Dorfbewohner Artus je zu Gesicht bekommt, so daß er wie oben schon erwähnt unerkannt bleibt. Artus gesellt sich zum Schluß wieder zum alten Meissner am oberen Dorfrand und erklärt ihm, daß die Gefahr beseitigt wäre. Daraufhin läßt der alte Alpenländer einen gehörigen Jodler los, was Artus eine neue „Lebenserfahrung“ beschert und er von dannen zieht.
Am Ende fragen die herbeigelaufenen Dorfbewohner den alten Mann, wer den die Person gewesen sei, welche bei ihm gestanden hätte und der blinde Meissner sagt ihnen es währe „Ein freundlicher junger Mann namens Artus“ gewesen, welches wohl aber „etwas schüchtern“ sei und „deshalb ... nicht auf euch warten ... wollte“.
Aber lest doch bitte selbst, da Selbstschilderungen a la Artus ein Lesevergnügen für sich sind.


Ein Colonel namens Clark:

Die nächste Erzählung stammt ebenfalls aus der Feder von U.H.G. und berichtet von einem von Selbstzweifeln geplagtem Raumschiffkapitän des Torfiritraumers EUROPA. Ja! Genau den Raumer der später von Gisol auf Hope gestohlen und zur Ala-Metallgewinnung für die Treibstoffzuführung seiner Schiffe auseinandergesägt wird.
Wir erfahren einiges aus dem bisherigen Leben dieses Clark aber auch über die vermeintlich im Jahre 2057 immer noch bestehenden Rivalitäten zwischen den Nationalitäten der Russen und der Amerikaner (Kalter Krieg). Erzählt wird in zwei Zeitebenen bzw. in Rückblenden. Die Aufgabe des Colonels war es den Militärgefangenen Geoff Friday von Moskau nach Alamo Gordo zu überführen. Auf dem Rückweg zum Raumhafen gelingt es dem Gefangenen in der Abfertigungshalle in einem Ablenkungsmanöver sich des Paraschockers von Clarks Begleiter Leutnant Jackson zu bemächtigen und diesen damit zu erschießen.
Anschließend erschießt Friday unter Anforderung des Handschellenschlüssels unnötigerweise 2 weitere unbeteiligte Raumhafenpassanten sowie einen Taxischweberfahrer. Kurz vor dem von Friday geplanten einsteigen in das Schwebertaxi kommt Clark „Kommissar Zufall“ zur Hilfe, als sich auf der Uniformjacke Fridays bei herrlichem Sonnenschein ein rötlicher Fleck abzeichnet, welchen Friday irrtümlicher Weise als Laserlichtpunkt eines auf ihn gerichteten Zielfernrohrs interpretiert.
Die nervöshektische Ausschau Fridays nach dem potentiellen Scharfschützen nutzt Clark dann sogleich eiskalt als einzig wahre Möglichkeit Friday unschädlich zu machen. Das er Friday in einem kurzen Zweikampf risikolos und kaltschnäuzig das Genick brich erscheint im ersten Moment brutal, ist aber wohl bei der beachtlichen und nicht zu kalkulierenden psychopatischen Veranlagung seines Gegners wohl notwendig gewesen.
Was das rötliche Flackern ausgelöst hat verrate ich hier aber nicht. Das in Erfahrung zu bringen sollte jedem Leser selbst überlassen werden.

Eine Frage der Berechnung:

Und weil aller guten Dinge am Stück drei sind, folgt noch eine Erzählung des humoristischen Uwe. Zu Beginn wird man sogleich erst einmal auf eine völlig verkehrte Gedankenrichtung gestoßen, um dann zu erfahren wie „langweilig“ ein gewisser Cyborg namens Jan Burton doch Museen, Kirchen und Opernhäuser findet.
Burton erzählt einem gewissen Richter vom vereitelten Kunstraub einer Vase in einem italienischen Museum in Rom, wo Burton sich mit seiner Ex-Geliebten Viola aufhielt. Dabei erfahren wir noch etwas über Amor, Eros und „Gruppensex“ und einer monoton und langweilig erzählenden Kunstpädagogin des Museums.
Plötzlich scheint die Vase sich in nichts aufgelöst bzw. schlagartig verschwunden zu sein. Selbst Burton konnte sich ihr verschwinden nicht sofort erklären, da er wie alle anderen Museumsbesucher der Gruppe auf ein strahlwaffengesteuertes Ablenkungsmanöver hereinfiel. Aber Burton wäre nicht Cyborg mit der besonderen Fähigkeit der Berechnung von Wahrscheinlichkeiten mittels eines ihm eingepflanzten Rechengehirns, daß er nicht erkennen würde, daß er einem mit 88 Prozent zutreffender Sicherheit einem geschickt eingefädelten Raub auf der Spur war, welcher zu allem Überfluß auch noch ihm angelastet werden sollte.
Die herbeigerufene Polizei konnte aber doch relativ schnell den wahren Dieb ermitteln, da zur Ausführung der Tat ein bestimmter Gegenstand vonnöten war, den nicht Burton, sondern die wahrscheinlich am unverdächtigsten erscheinende Person in der Gruppe bei sich trug und welche nie damit gerechnet hatte von einem Cyborg bei der Ausführung des Raubes „gestört“ zu werden. Zum Schluß folgen noch ein paar gravesche/ schriftstellerische Lebensweisheiten und die Lösung der bis dahin aufrechterhaltenen/ aufgesessenen Irreführung des Lesers. Dies macht auch diese Story amüsant.

Das Dschungelphantom:

Nun kommen wir zur ersten Novelle dieses ominösen Hagen A. MacLean.
Die Schilderung der Ereignisse, wieder einmal um den GSO-Agenten Ömer Giray, stehen im engem Zusammenhang mit den Vorgängen um einen gewissen Jim Smith, welcher im Dschungel des Amazonas nicht nur mit einem kurzen Abstecher nach Rio ein junges Mädchen namens Juanita Gonzales kennenlernte, sondern unter anderem auch seinen Flash im Boden des Amazonasurwaldes versteckt hielt. Das es nur kurze Zeit später zu einer unverhofften und wirklich gefährlichen Begegnung des GSO-Mannes mit einem überlebenden Grako, des vor Jahresfrist in Rio abgestürzten Schattenraumers kommt, ist mehr als nur bloßer Zufall.
Dem „Schriftsteller“ gelingt es auf elegante Art Indiolebensweise nahe zu bringen und den Kontrast mit der konfrontierenden Moderne aufzuzeigen. Trotz aller vorhandenen Sprachbarrieren zw. Ömer und Itugi werden sie zu einem tatkräftigen Team im Kampf gegen den Grako. Die Schilderungen über den gewaltsamen Tod der indianischen Urwalddorfbewohner sind teilweise recht heftig und erinnerten mich irgendwie an Szenen aus den Spielfilmen Predator I und II, wo es ja auch mehr oder minder unsichtbare und Menschen meuchelnde Aliens gab. Selbst die beinah an eine Miniatombombenexplosion erinnernde Thermoreaktion ist wohl zwischen beiden Handlungen nahezu identisch.
Die Handlung ist extrem actiongeladen aber dennoch zumindest im Schlußpart zugleich sentimental bzw. beseelt von einem vergeblich gewünschten Zustand. Klasse Geschichte sag ich nur!
Diese Kurzgeschichte wurde vor der Veröffentlichung innerhalb des SB von HJB bereits auf elektronischem Wege unter http://www.utopian.de/article.php?sid=106 publiziert.

Legende:

Wir begegnen wieder einmal den Amphis bzw. Fanjuur, wie dieses Sternenvolk sich selbst nennt. Die Episode selber ist eher traurig und von gewisser Wehmut der Hauptperson, einem alten Ok geprägt. Sie spielt auf dem Asylplaneten der Amphis auf dem auch Ren Dhark eine Art Waffenstillstandabkommen mit dem momentanen Anführer der Fanjuur (Enok) getroffen hat. Wir erfahren einiges mehr über die Historie der Fanjuur aus der persönlichen und durch sein Alter „getrübten“ Sichtweise Saraks. So heißt dieser Ok nämlich. Der Titel „Legende“ ist deshalb so treffend, weil sich auch der „Hüter des alten Wissens“ nicht mehr so recht an die einstige Hochzeit der Fanjuur erinnern kann bzw. weil durch den generationenlang andauernden Eingriff der Qoorn (Nanovolk) das Wissen der Fanjuur nicht mehr weitergegeben wurde. Vielleicht spielt auch der erwähnte Umstand der nichtschriftlichen Hinterlegung des Wissens bei den F. hierbei eine entscheidende Rolle?! Nichts gegen den Exposéschreiber und die Autoren, aber für ein Sternenvolk auf dem technischen/ sozialem Niveau der Fanjuur ist eine solche Handhabung der Aufzeichnung seiner eigenen Vergangenheit für mich untypisch bzw. unlogisch.
Nachdem alle Fanjuur bis auf Sarak diesen Asylplaneten durch Start ihrer Raumschiffe mit unbekanntem Ziel verlassen haben, kommt es für den Ok zu einer letzten und unverhofft erschreckenden Begegnung mit einem Wesen der Qoorn. Diese sind nämlich nach all der Zeit ihrer Niedertracht immer noch hinter den Fanjuur her und wollen diese nun aus nicht näher erläuterten Gründen nun doch gänzlich vernichten.
Der Qoorn gibt sich zwar dem Ok zu erkennen, doch dieser kann mit der visuellen Erscheinung und dem ausgesprochenen Namen der Qoorn nichts anfangen. In einer letzten Verzweiflungstat versucht Sarak durch die Einleitung der Atomisierung der ganzen Amphisiedlung auch den Qoorn mit sich ins Nirwana zu reisen. Dies gelingt im aber leider nicht, wie wir kurze Zeit später erfahren müssen und so machen sich der/ die Qoorn auf die sich verflüchtigenden Energiefahnen der mit unbekanntem Ziel abgereisten Fanjuur zu verfolgen.
Den Ausgang des dann neuerlichen Aufeinandertreffens von Qoorn und Fanjuur erfährt der Leser aber nicht hier, sondern im Sonderband 20 „Das Nanoimperium“, wo auch Vonnock wieder mit von der Partie sein wird.
„Legende“ beschreibt im Prinzip in kurzem Abriß, welche Degeneration das Volk der Fanjuur im Laufe der Zeit durch den Einfluß der Qoorn erhalten hat. Die Geschichte kann eigentlich nur als Einstimmung bzw. als eine Art Vorgeschmack auf die entgültige Auflösung des Rätsels um die Fanjuur betrachtet werden, weswegen sie von mir auch nicht die Höchstnote bekommt! Manfred Weinlands Schreibweise tut dies aber keinem Abbruch – die ist wie immer sehr gut.
Veröffentlicht auch unter Legende auf der RD-HP.

Nichts als Staub:

Wir dürfen der als historisch zu betrachtenden Eröffnung der terranischen Transmitterstrasse Erde – Achmed-System beiwohnen. Als Hauptakteure finden wir Ren Dhark und Terence Wallis aber zunächst an einem ganz anderen Schauplatz vor. Der unter Pseudonym auftretende und im Forum entlarvte Autor hat wohl außer einem Faible für schnelle Autos auch noch ein weiteres! *grins*
Erwähnt werden so ziemlich alle finanziellen, geologischen, abbautechnischen und astronomisch/astrophysikalischen Details zum Vorgang der Tofiritgewinnung durch die WSM. Als beide durch den Transmitter reisend im Achmed-System eintreffen werden sie mit der Meldung konfrontiert, daß ein alter auf einem der Tofirtitasteroiden havarierter Ringraumer entdeckt worden ist. Beide machen sich unverzüglich mit einem raumtauglichen Boot auf zur Fundstätte. Leider gelingt es ihnen nicht auf dem Ringraumer irgendwelche verwertbaren Entdeckungen zu machen bzw. Erkenntnisse zu sammeln. Es läßt sich aber vermuten, daß dies ein von Saltern geflogener Ringraumer war. Leider (vom Autor so gewollt) aktiviert Ren Dhark „unwissentlich“ den Selbstzerstörungsmechanismus des Raumschiffs und die Worguntechnik vergeht in einer kaltgleißenden Explosion. Dhark und Wallis müssen sich also auf der Abbaustation statt mit uralter Worguntechnologie mit Scotch zufrieden geben. Diese Kurzerzählung bietet eher wenig Handlungspotential. Sie ist vielmehr eine Auskunftei für spezielle Details zum RD-Kosmos uns als solche ist sie auch zu bewerten, denn einer muß ja den Überblick über alle Einzelheiten des RRK haben – nicht wahr Hajo?!

Im Auftrag des Nareidums:

Der letzte Kurzroman in diesem SB ist zugleich der umfangreichste und bekommt von mir auch die höchste Note. Natürlich nicht wegen des Umfangs, sondern wegen der vorzüglich geschriebenen Erzählweise.
Manfred Weinland beschreibt auf seine ihm eigene Art und Weise einen wichtigen Lebensabschnitt des Galoaners Shodonn zu dessen „echter“ Lebenszeit. ? Um den vorangegangenen Satz zu verstehen muß der fleißige und aufmerksame RD-Leser natürlich zumindest den ersten Handlungsabschnitt des Drakhonzyklus verinnerlicht haben!
Es geht um die Entwicklung des Wurmlochantriebs durch die Galoaner, nachdem die Galaxie Drakhon in „unser“ Universum an den Rand der Milchstraße transitiert ist. Wie ja auch Ren Dhark mit der PO später erfahren mußte, sind in Drakhon nur noch „Hüpferchen“ mittels diesen Hyperraumantrieb möglich. Was für ein Segen, daß die Mysterious den Sternensog entwickelt hatten *grins*.
Für die Bewohner der anderen Sterneninsel war das nach dem verschwinden der Rahim leider ungleich schwieriger.
Shodonn wird uns von M. Weinland als genialer Wissenschafter seines Volkes rübergebracht. Auch geht der Autor sehr geschickt auf die persönliche Tragödie/Verzicht Shodonns hinsichtlich der Bindung an seine Lebenspartnerin ein. Wer sich nach dem Lesen der Bände mit nomadischer Beteiligung schon immer gefragt hat wie es denn zur Entwicklung des Wurmlochantriebs gekommen ist, der erhält nun endlich eine umfassende Antwort. Auch wird zu den Anfängen der galoanischen Nareidumstechnologie etwas gesagt, wie auch noch mal einige wichtige Eckdaten zu den Qoorn und den Wächtern hervorgehoben werden. Die ganze Geschichte muß nach meinem Dafürhalten wohl nach gregorianischem Kalender so um 1800 spielen. Kann mich natürlich auch täuschen und die Geschicht spielt wesentlich früher. Frage an die anderen Fans: wurde irgendwann einmal das konkrete Aufeinandertreffen der Mysterious/Wächter mit den Qoorn datiert, weil im Schlußkapitel zum SB 20 gibt es ja eine mehr oder weniger konkrete Aussage eines sterbenden Qoorn zu Vonnock bezüglich dieser Sache?! Stellt sich nur die Frage, ob und was die Qoorn in Drakhon mit dem Säen von Zwietracht wollten.
M. Weinland scheint der unumstrittene Experte die Fanjuur betreffend zu sein und ich hoffe er bleibt der RD-Serie treu und noch lange erhalten, weil er ja nach dem DZ Band 18 und SB Band 20 nicht mehr unmittelbar an der Serie „dran“ ist!!!

Veröffentlicht wurde dieser Part auch mal auf der alten Homepageversion von www.rendhark.de !

 

Fazit:
Die Anthologie von kleinen aber feinen Kunstwerken der RD-Autoren ist ein doch etwas außergewöhnliches Sonderbandprojekt innerhalb des RD-Buchkosmos unter der Federführung von Hajo F. Breuer. Sowohl schreibstilistisch als auch themenbezogen lassen sich die Geschichten gut einordnen bzw. unterscheiden.
Wer als „Gelegenheitsleser“ meint den SB 15 in seiner RD-Sammlung auslassen zur dürfen, dem rate ich jedoch zum Kauf des Buches, da hier doch wesentliche Fakten zum Gesamtverständnis der Buchreihe wiedergegeben werden.

Frage: War dem Michael Nagula im RD-Kosmos nur eine Eintagsfliege gewährt oder wieso kam/kommt er in der Serie sonst außer als Autor von SB 12 nicht wieder vor?


Solch „bunte Mischung“ wie es SB 15 darstellt ist durchaus „tageslichttauglich“ und sollte zu gegebener Zeit, so wie auch eventuell weiterhin geplante Trilogien mal wieder in die Serie eingebaut werden!


Persönliche (subjektive) Notenbewertung der einzelnen Geschichten von Michael (J.C.B.):

Manfred Weinland „Die Kolonie“: ............................1
U.H.G. „Wenn Blicke töten könnten“: .....................3
Michael Nagula „Todesschwadron Giaur“: ...............2-
U.H.G. „Die Eindringlinge“: ....................................2
U.H.G. „Ein Colonel namens Clark“: ......................2-
U.H.G. „Eine Frage der Berechnung“: ....................3+
Hagen A. MacLean „Das Dschungelphantom“: .......2+
Manfred Weinland „Legende“: ...............................2
Hagen A. MacLean „Nichts als Staub“: ..................3+
Manfred Weinland „Im Auftrag des Nareidums“: ......1+

Ach ja: von super sehr gut bis zu grottenschlecht geht’s so lang:
1+ 1 1- 2+ 2 2- 3+ 3 3- 4+ 4 4- 5+ 5 5-

(Für was die Lehrerschaft heutzutage ne Benotung die bis zur 6 geht benötigt, ist mir schleierhaft!)

Extras:

Das Vorwort von Hajo F. Breuer ist eine ganz besondere Zutat zum Werk.
Nachdem Hajo über einen namentlich nicht näher genannten Schluderhaften Autor herzieht, zaubert er sein angebliches As aus dem Ärmel und verkauft es als „Notreserve“. Was es mit der besonderen Zutat auf sich hat, kann der neugierige Leser im Forum unter Hagen A. MacLean nachlesen.

Am Ende des Buches findet ihr wie immer die Zusammenstellung der bis dahin im HJB-Verlag erschienenen RD-Artikel.


Danke Michael (John Charlie Brown), für die tolle Buchbesprechung!