Der blaue Planet der Florakszyi

Eine Fanstory von Matthias Scharf
(2005/2006)

Seite 3/21

 

Die Halme waren jetzt etwa einen Meter hoch. Sie wuchsen entlang des Energiefeldes in die gewünschte Form. Wuchs ein Halm etwas langsamer – Inhomogenitäten des Materials, des Bodens also, wirkten sich jetzt aus - , wurde das Spannungsfeld durch das Gerät korrigiert. So beeilte sich der Halm mit dem Wachsen und würde die anderen einholen, aber das war immer so. Das Wachstum setzte sich entlang des Energiefeldes fort.

Inzwischen hatten die Halme die nötige Länge erreicht. Eben erreichte der erste Halm den höchsten Punkt. Er wuchs zum entgegengesetzt stehenden Halm, bis die Spitzen sich berührten. Ein Funke, ein leichtes Zischen – Helligkeit breitete sich aus. Sie wuchsen ineinander und waren dann wie verschweißt. Alle anderen Spitzen wuchsen nun zur Mitte und verschmolzen miteinander, so dass ein kuppelförmiges Gebilde aus Halmen entstand.
Der Schweißfunke war zugleich das Signal, das die zweite Phase des Wachstumsprogramms in Gang setzte.
Das Längenwachstum wurde jetzt abgelöst durch verzweigendes Wachstum in die Breite. Aus allen Halmen sprossen winzige Zweige. Wo sich Zweige benachbarter Halme trafen, verschmolzen sie und bildeten weitere Abzweigungen, die alle Abstände ausfüllten. Diejenigen Zweige, die nach innen wuchsen, wurden durch das Energiefeld aufgehalten. Sie verschmolzen immer enger miteinander bis eine kompakte Fläche entstand, die vollkommen eben und dicht war und höchsten Anforderungen genügte.

Verzweigungen, die nach außen wuchsen, also auf keine Partner trafen, stellten in einem bestimmten Abstand zum Energiefeld bald ihr Wachstum ein, so daß eine unregelmäßige Oberfläche entstand. An der Außenfläche nahmen sie die Farbe der Umgebung an – ein Chamäleoneffekt, der die beste Tarnung ergab, die möglich war. Die künstlichen Gebäude verschmolzen so mit ihrer Umwelt. Außerdem härtete die Außenschicht so weit aus, daß sie resistent gegen Wetter, statische Einwirkungen, Druck und sogar Strahlen war.

Hier gab es nun nichts mehr zu korrigieren für die menschliche Hand. Nach und nach erloschen die Glutringe unten an den Halmen. Es war ein undurchdringlicher Kuppelbau entstanden.
Die letzte Aufgabe des Gerätes war das Herstellen des Einganges. Das Spannungsfeld wurde am geplanten Eingang so moduliert, daß die Molekularstruktur des Biomaterials an der Fläche der „Tür“ zerfiel und eine Art Kompostmasse ergab. Der einzige Nachteil dieses Aufbauverfahrens war, daß der „Abfall“ ausgerechnet im Eingang liegenblieb. Vor dem Einzug mußte erst „gefegt“ werden. Aber nichts ist vollkommen. Selbst die Technik der „ach so perfekten Worgun“ war gar nicht so perfekt. Ein leises Stöhnen entrang sich seiner Brust. Fegen – immer diese zeitvergeudenden Arbeiten. Wozu hatte eigentlich Wallis-Industries Serviceroboter entwickelt? In den Wohnungen der Terraner wurden Reinigungsaufgaben nur noch automatisch erledigt. Das Leben könnte so schön sein, wenn ..... ja wenn nicht .....

Die Biomasse gab den Eingang frei, der vorbestimmt war. Der Eingang wurde später durch ein anderes Energiefeld geschützt, so daß nichts eindringen konnte.
Bevor das Gerät seine Tätigkeit einstellte, fuhr der Ausleger noch einmal aus. Am Ende befand sich eine Düse, die in etwa drei Meter Höhe die Innenwand mit einem orange-rotem, dreißig Zentimeter breitem Strahl bestrich. An diesem Streifen änderte das Biomaterial seine Eigenschaften und wurde lichtdurchlässig. Ein Leuchtband war entstanden, daß das weiss-blaue Tageslicht durchließ und sogar genügend Lichtenergie für die Nachtstunden „speichern“ konnte. Höhe und Breite des Streifens konnten individuell programmiert werden.
Das Gerät beendete sein Programm und schaltete das Energiefeld ab.
Fertig war das Planethologenhaus.

Dave Koso atmete tief durch. Ein Gebäude war aufgebaut. Der gesamte Prozeß hatte nur etwa zwanzig Minuten gedauert. Er bereitete nun den Aufbau der Lagerkuppel vor. Dazu mußte das Gerät in den Mittelpunkt des neuen Gebäudes gestellt und neu programmiert werden. Der Prozeß begann von neuem aber das Gefühl der Faszination war verflogen. Was jetzt kam war die Aufgabe - war Routine.

Der erneute Aufbauprozeß gab ihm Gelegenheit weiter nachzudenken. Das Bauen von Gebäuden für eine kurze Nutzungsdauer durch Anwendung der gesteuerten Biotechnologie wurde erst seit Kurzem angewendet. Er hatte gehört, daß das Gerät ursprünglich für die Schwarze Garde entwickelt worden war. Für längerfristige Einsätze wurden ähnliche Gebäude am Einsatzort errichtet. Sie dienten der Unterbringung von Mannschaft, Ausrüstung und Material. Diese Technik hätten sie schon bei ihrem Einsatz auf Grah gebraucht. Die Bedingungen dort waren selbst für die Garde zu extrem.
Die vielen Vorteile dieser Technologie hatte sich aber auch schnell bei Forschungsgruppen für ihre Bodeneinsätze durchgesetzt. Gerüchten zufolge sollte das Prospektorenpaar Art und Jane Hooker vom Planeten Eden ebenfalls diese neue Technik benutzen.
Die hohen Beschaffungskosten der einzelnen Geräte machten diese so wertvoll. Wieder so eine zukunftsträchtige Entwicklung, die in Kooperation mit dem Volk der Nogk entstanden war. Aber vor allem die Beschaffung der Keimkörner von den Gorm war umständlich. Nur wenige Terraner hatten Verbindung nach Küla´ und die Gorm ließen sich ihre Technologie richtig teuer bezahlen. Aber sie waren auch „Knauser“. Jeder Handel dauerte mehrere Tage und tausend guter Worte. Sie wollten überzeugt werden, wieder und immer wieder. Und immer ging es um Profit. Ein komisches Volk.

 

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