*Forschungsprojekt SEOS_2063*

Eine Fanstory von Matthias Scharf
(2006)
Die Macht der Kristalle
Seite 2/9


 

John McWarren war der Neffe eines schottischen Earl. Aufgewachsen in einem alten Schloss in den Highlands, war er sehr konservativ erzogen worden und auch heute noch, in den Zeiten der Hochtechnologien, den alten Traditionen verbunden. Bereits als Kind fühlte er die Einsamkeit dieses rauen, kalten Landes mit seiner kargen Vegetation. Er suchte gesellschaftliche Kontakte und begann sich frühzeitig mit der Funktechnik zu beschäftigen, um in Verbindung mit anderen Bewohnern der Highlands zu treten.
Als dritter Earl seiner Familie hatte er kaum familiäre und gesellschaftliche Pflichten und würde wahrscheinlich auch nie welche erfüllen müssen. So widmete er sich außer der Grundbildung, die ein Privatlehrer ihm und den anderen Kindern im Schloss vermittelte, den Naturwissenschaften und da vor allem der Physik. Die technischen Anlagen für seine Forschungen musste er selbst schaffen, war also auch sein eigener Techniker.

Als Zwölfjähriger baute und installierte er seine erste UKW-Funkanlage nach einer alten Anleitung auf dem Dach des Palas, um mit den Gleichaltrigen in den benachbarten Orten sprechen zu können. Als er Fünfzehn wurde, stand eine Stratosphären-Richtfunkanlage auf dem Hauptturm, die ihm Verbindung zu vielen Orten der Erde verschaffte. Da er in der Bibliothek des Heimatschlosses viel zu wenig technische Informationen erhielt, versuchte er die Anschaffung einer Satellitenempfangsanlage für Computer und Weltinformationsnetz beim Earl zu erreichen. Doch der alte Lord hatte kein Verständnis für die technischen Interessen seines Verwandten. Erst nach langen Querelen konnte sich John durchsetzen, und so wurde die Anlage installiert, als er Siebzehn war.

Im Weltinformationsnetz erhielt er endlich die Informationen, die er brauchte. Er erarbeitete sich in der folgenden Zeit Kenntnisse in Physik, Funk- und Radiotechnik sowie Elektronik. Mehrere Online-Abschlüsse und Diplome zierten die Wände seines Zimmers im Seitenflügel des Schlosses.
Nur die Einsamkeit blieb. John wollte weiter hinaus und entwickelte ein Interesse für den Weltraum. Da musste es doch etwas geben. Er begann mit den entsprechenden Empfangsanlagen in das All zu lauschen und entwickelte seither auch Interesse für Fremdvölker.

Er holte sich einen weiteren Becher Kaffee und trank, ..... man war der heiß.
John kehrte zu seinen Erinnerungen zurück;

Ein achtzehnjähriger schottischer Junge saß einsam auf einem Felsen über dem Fjord und sah auf das offene Wasser des Nordatlantik hinaus. Luftfahrzeuge flogen hoch über dem Wasser hinweg. Die Kondensspuren, die sie hinterließen, kreuzten sich am Himmel. Der Kilt, den er über die Knie gezogen hatte, sollte ihn vor den eiskalten Winden schützen. Er hatte bis dahin noch kein Mädchen kennen gelernt. Das war für ihn nicht schlimm, in Schottland hatten eben die Männer den Rock an. Er hatte andere Interessen, Beziehungen störten da nur.
John war damals an einer Grenze angelangt. Er suchte Informationen und Wissen im Weltinformationsnetz – WIN - und musste feststellen, dass es sehr schwer war, einheitliche Daten zu bekommen. Informationen wurden oft mehrfach, unvollständig oder an mehreren Speicherorten hinterlegt, elektronische Suchmaschinen im WIN hatten Hochkonjunktur. Aber das meiste Wissen stand immer noch in den alten Büchern der Bibliotheken auf der ganzen Welt.

Da kam ihm ein Gedanke; Wie ein Bach zum Fluss wird und ein Fluss sich ins Meer ergießt, müsste das Wissen der Welt zusammenfließen an einem Ort. Das konnte kein einzelnes Individuum erreichen, das war eine Aufgabe für Alle.
Der Gedanke lies ihn nicht mehr los. Tag und Nacht suchte er nach Lösungen und schließlich begann er die große Initiative. Im WIN fand er Gleichgesinnte, die mit ihm gemeinsam begannen, das Wissen, welches in ihrem Leben eine Rolle spielte, thematisch zu ordnen und zu archivieren. Wie beim Schneeballprinzip sprang die Idee, die mittlerweile als Infopedia-Prinzip bekannt wurde, auf weitere Nutzer über und dehnte sich weltweit aus.

Das Prinzip war einfach; Die Infopedia sollte eine Enzyklopädie sein, die von vielen freiwilligen Autoren verfasst wird. Der Name Infopedia setzt sich aus Info, der Abkürzung von Information oder Wissen und dem griechischen Wort Enzyklopädie, einer historischen terranischen Sprache, zusammen.
Es war der Versuch der vollständigen Darstellung des menschlichen Wissens zu einem bestimmten Thema oder des gesamten Wissens der Menschheit. Jeder Mensch durfte Begriffe erklären oder sein Wissen in Artikelform schreiben. Damit sollte diese Wissenssammlung umfangreicher als beispielsweise ein Lexikon sein. Infopedia sollte allen Menschen kostenlos freien Zugang zu Wissen und Erkenntnissen gewähren. Doch Infopedia war nicht nur frei zugänglich, sondern auch frei verwendbar. Jeder durfte die Artikel schreiben, kopieren, verändern, weiterverbreiten und sogar kommerziell nutzen, solange er sich an bestimmte Regeln hielt, die die Gruppe der Erfinder aufgestellt hatten und kontrollierte. Das Wissen sollte frei sein von politischer Macht.

 

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