John McWarren war der Neffe eines schottischen Earl. Aufgewachsen in
einem alten Schloss in den Highlands, war er sehr konservativ erzogen
worden und auch heute noch, in den Zeiten der Hochtechnologien, den
alten Traditionen verbunden. Bereits als Kind fühlte er die Einsamkeit
dieses rauen, kalten Landes mit seiner kargen Vegetation. Er suchte
gesellschaftliche Kontakte und begann sich frühzeitig mit der Funktechnik
zu beschäftigen, um in Verbindung mit anderen Bewohnern der Highlands
zu treten.
Als dritter Earl seiner Familie hatte er kaum familiäre und gesellschaftliche
Pflichten und würde wahrscheinlich auch nie welche erfüllen
müssen. So widmete er sich außer der Grundbildung, die ein
Privatlehrer ihm und den anderen Kindern im Schloss vermittelte, den
Naturwissenschaften und da vor allem der Physik. Die technischen Anlagen
für seine Forschungen musste er selbst schaffen, war also auch
sein eigener Techniker.
Als Zwölfjähriger baute und installierte er seine erste UKW-Funkanlage
nach einer alten Anleitung auf dem Dach des Palas, um mit den Gleichaltrigen
in den benachbarten Orten sprechen zu können. Als er Fünfzehn
wurde, stand eine Stratosphären-Richtfunkanlage auf dem Hauptturm,
die ihm Verbindung zu vielen Orten der Erde verschaffte. Da er in der
Bibliothek des Heimatschlosses viel zu wenig technische Informationen
erhielt, versuchte er die Anschaffung einer Satellitenempfangsanlage
für Computer und Weltinformationsnetz beim Earl zu erreichen. Doch
der alte Lord hatte kein Verständnis für die technischen Interessen
seines Verwandten. Erst nach langen Querelen konnte sich John durchsetzen,
und so wurde die Anlage installiert, als er Siebzehn war.
Im Weltinformationsnetz erhielt er endlich die Informationen, die er
brauchte. Er erarbeitete sich in der folgenden Zeit Kenntnisse in Physik,
Funk- und Radiotechnik sowie Elektronik. Mehrere Online-Abschlüsse
und Diplome zierten die Wände seines Zimmers im Seitenflügel
des Schlosses.
Nur die Einsamkeit blieb. John wollte weiter hinaus und entwickelte
ein Interesse für den Weltraum. Da musste es doch etwas geben.
Er begann mit den entsprechenden Empfangsanlagen in das All zu lauschen
und entwickelte seither auch Interesse für Fremdvölker.
Er holte sich einen weiteren Becher Kaffee und trank, ..... man
war der heiß.
John kehrte zu seinen Erinnerungen zurück;
Ein achtzehnjähriger schottischer Junge saß einsam auf einem
Felsen über dem Fjord und sah auf das offene Wasser des Nordatlantik
hinaus. Luftfahrzeuge flogen hoch über dem Wasser hinweg. Die Kondensspuren,
die sie hinterließen, kreuzten sich am Himmel. Der Kilt, den er
über die Knie gezogen hatte, sollte ihn vor den eiskalten Winden
schützen. Er hatte bis dahin noch kein Mädchen kennen gelernt.
Das war für ihn nicht schlimm, in Schottland hatten eben die Männer
den Rock an. Er hatte andere Interessen, Beziehungen störten da
nur.
John war damals an einer Grenze angelangt. Er suchte Informationen und
Wissen im Weltinformationsnetz – WIN - und musste feststellen,
dass es sehr schwer war, einheitliche Daten zu bekommen. Informationen
wurden oft mehrfach, unvollständig oder an mehreren Speicherorten
hinterlegt, elektronische Suchmaschinen im WIN hatten Hochkonjunktur.
Aber das meiste Wissen stand immer noch in den alten Büchern der
Bibliotheken auf der ganzen Welt.
Da kam ihm ein Gedanke; Wie ein Bach zum Fluss wird und ein Fluss sich
ins Meer ergießt, müsste das Wissen der Welt zusammenfließen
an einem Ort. Das konnte kein einzelnes Individuum erreichen, das war
eine Aufgabe für Alle.
Der Gedanke lies ihn nicht mehr los. Tag und Nacht suchte er nach Lösungen
und schließlich begann er die große Initiative. Im WIN fand
er Gleichgesinnte, die mit ihm gemeinsam begannen, das Wissen, welches
in ihrem Leben eine Rolle spielte, thematisch zu ordnen und zu archivieren.
Wie beim Schneeballprinzip sprang die Idee, die mittlerweile als Infopedia-Prinzip
bekannt wurde, auf weitere Nutzer über und dehnte sich weltweit
aus.
Das Prinzip war einfach; Die Infopedia sollte eine Enzyklopädie
sein, die von vielen freiwilligen Autoren verfasst wird. Der Name Infopedia
setzt sich aus Info, der Abkürzung von Information oder Wissen
und dem griechischen Wort Enzyklopädie, einer historischen terranischen
Sprache, zusammen.
Es war der Versuch der vollständigen Darstellung des menschlichen
Wissens zu einem bestimmten Thema oder des gesamten Wissens der Menschheit.
Jeder Mensch durfte Begriffe erklären oder sein Wissen in Artikelform
schreiben. Damit sollte diese Wissenssammlung umfangreicher als beispielsweise
ein Lexikon sein. Infopedia sollte allen Menschen kostenlos freien Zugang
zu Wissen und Erkenntnissen gewähren. Doch Infopedia war nicht
nur frei zugänglich, sondern auch frei verwendbar. Jeder durfte
die Artikel schreiben, kopieren, verändern, weiterverbreiten und
sogar kommerziell nutzen, solange er sich an bestimmte Regeln hielt,
die die Gruppe der Erfinder aufgestellt hatten und kontrollierte. Das
Wissen sollte frei sein von politischer Macht.