*Forschungsprojekt SEOS_2063*

Eine Fanstory von Matthias Scharf
(2006)
Die Macht der Kristalle
Seite 6/9


 

Zurück im Werkstattlabor machte er sich gemeinsam mit seinem kubanischen Helfer daran, das Testergebnis zu analysieren. Nach kurzer Zeit sah er klarer, er hatte mehrere seiner Kristalle, die mit dem Regravidum auf unterschiedlichen Silikaten gezüchtet worden waren, zusammen geschaltet. Um die Eigenenergie zu erhöhen hatte er einfache Fotoelemente eingebaut, die die elektrische Spannung lediglich leicht erhöhen sollten.
Proff Schlomo, nun wieder genialer Forscher, nahm diese Erkenntnis als Grundlage seiner weiteren Forschungen.
So wurden die Kristalle auf unterschiedliche Weise angeordnet, mit viel und wenig Energie versorgt und mit verschiedener Silikatgrundlage oder einheitlich zusammengestellt. Die Anordnung der Kristalle in Reihe oder Parallel brachte kaum Effekte. Erst die räumliche Anordnung zu kubischen oder hexagonalen Gittern ermöglichte eine weitaus größere Speicherkapazität der Kristalle.

Nach zehn Tagen intensiver Forschung, die auch die beiden Forscher zusammengeschweißt hatte, stand fest, dass die Hexagonale Anordnung der Kristalle das beste Ergebnis lieferte. Als Schlomo dann wieder versuchte, die Energiezufuhr über die Fotoelemente zu erhöhen, kam es erneut zu einer Veränderung der Kristallverbindung. Nach Wärmeentwicklung und anschließendem Kurzschluss konnte er erkennen, dass sich die Kristalle zu einem stabilen Wabengitter verbunden hatten. Diese sehr feste Struktur brachte eine potenzielle Erhöhung der Speicherkapazität mit sich.

Das war der Durchbruch, Professor Reginald Schlomo Fitzpatrick hatte den Speicherkristall erfunden.

In Vorbereitung der Patentanmeldung wollte er natürlich wissen, wie viel Kapazität sein Speicherkristall in der kleinsten Struktureinheit besaß. Und so begannen er und sein Praktikant den Speicher zu füttern. Anfangs wurden Texte gelesen, elektronische Daten eingegeben, statische visuelle und bewegliche Bilder hinzugefügt und mathematische Abhandlungen einer Universität gespeichert. Der Speicher schien unersättlich.
Schlomo war ratlos, was sollte er noch alles eingeben. Der Stoff war ihm schon längst ausgegangen. Er legte eine Hand auf den Versuchaufbau und wollten den staubkorngroßen Speicherkristall mit dem Zeigefinger ertasten. Sein Speicherkristall, sein Baby, dachte er gerade als ein Kribbeln sich vom Finger über den Arm in seine Nervenbahnen zog und sich in seinem Kopf breit machte ......

..... Das Wissen ist unsichtbar, nicht greifbar aber allgegenwärtig. Es steckt im eigenen Körper, in meinem Kopf, in meinen Gedanken und beeinflusst sogar mein Handeln. Durch diese Erfahrung habe ich das Gefühl entwickelt ein Gefangener im eigenen Körper zu sein, lebendig gefangen in einem Käfig, aus dem es kein Entrinnen mehr gibt.
Doch das ist nicht alles, denn es gibt da noch etwas Anderes…
Ich kann plötzlich Dinge verstehen, die ich niemals zuvor verstehen konnte. Meine Augen zeigen mir die Dinge, die mir bis heute verschlossen waren, aus einer anderen Perspektive. Ich sehe energetische Ströme, grafische Feldlinien und habe sogar eine Antwort wenn ich mir die Frage stelle, was diese Dinge darstellen und bedeuten. Mein menschlicher Verstand ist nun fähig, die Einzelheiten zu begreifen, die ich zuvor nur mühsam erahnen konnte. Mein Intellekt ist in kürzester Zeit gereift und ich habe den Verdacht, dass mir dieses Wissen zugetragen wurde.
Außerdem bin ich nicht mehr allein auf dieser Welt, sondern meine Persönlichkeit ist Teil eines größeren Ganzen, was ich zu den angenehmen Erfahrungen zählen möchte.
Das Wissen gibt mir die Freiheit eigene Entscheidungen zu treffen und integriert mich in seine Funktionskreisläufe. Doch ich will nicht undankbar sein, denn es gibt mir im Gegenzug auch Erkenntnisse, neue Fähigkeiten und ungeahnte Einblicke.

Ja, diese Struktur hat tatsächlich so etwas wie ein Bewusstsein, doch sie ist auf der anderen Seite auch nicht vollkommen lebendig. Sie zapft mein Gehirn an, ernährt sich von meinen Emotionen, um selbst eigenes Wissen hervorbringen zu können. Sie verlangt nach INPUT und will immer mehr INPUT.
Ich gebe ihnen, was Sie wollen, INPUT. Die Kristalle und ich bilden eine Art Symbiose, doch um welchen Preis? Längst habe ich verstanden, dass mein Leben niemals mehr so sein wird, wie zuvor. Seltsamerweise empfinde ich bei diesem Gedanken keine Angst oder Reue.....

Diese Empfindungen waren einmalig, Proff Schlomo empfand so etwas zum Erstenmal. Als er diese Erkenntnis seinem Studenten mitteilte, kam dem eine entscheidende Idee. Im Weltinformationsnetz wurde im Rahmen einer Initiative an der Sammlung von Daten und Wissen gearbeitet. Mit dem Infopedia hatte er schon oft Themen recherchieren können. Proff Schlomo und sein kubanischer Helfer begannen Themen und Daten aus dem Infopedia in einen Speicherkristall einzugeben und die maximale Speicherkapazität zu ermitteln. Sie waren erstaunt, wie viel Informationen und Daten der Kristallchip erfassen konnte. Seine Speicherkristalle waren einmalig, so klar und fest, die Wabenstruktur so einheitlich, die Speicherfähigkeit enorm. Er fühlte sich wie ein Genie.

 

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