*Forschungsprojekt SEOS_2063*

Eine Fanstory von Matthias Scharf
(2006)

Seite 5/9

 

Die Projektion wurde weiter herangezoomt, bis ein Sonnensystem mit 4 Planeten ohne jegliche Monde, im Hintergrund die graue Masse des Orionnebels, dargestellt wurde.
„Na und? Was ist da Besonderes daran“, unterbrach Starmajor Roland Blücher den Assistenten Miller erneut. Freddy Miller konnte jetzt seinen Unmut gerade noch zurückhalten und sagte scharf in Richtung Blücher: „Warten Sie doch ab, so schnell ist nicht mal die Schwarze Garde!“ Er schnappte kurz nach Luft und begann erneut zu berichten: „Das Sternsystem der Sonne Infugaos, das System eines Einzelsterns oder Einfachsterns, steht in einiger Entfernung zu anderen Sternsystemen allein im Universum. Das ist erstaunlich, da weit über die Hälfte aller Sterne im uns bekannten Universum Doppel- oder Mehrfachsterne sind. Infugaos, eine Sonne vom Typ B8 / V, ist ein Stern der Hauptreihe, der sein blauweißes Licht nur auf vier Planeten wirft.“
Beim Namen des Sternsystems machte sich in Ca Bana ein wenig Heimweh breit. Infugaos – der Name dieses Sonnensystems weckte bei ihm Erinnerungen an seine angestammte Heimat. Es erinnerte ihn an Sagaada - einem Highlight in den Zentral-Kordilleren der Philippinen. Wer das Sonnensystem so benannte, wollte ganz sicher dem Vorsitzenden eine Ehrung zuteil werden lassen, dachte sein Ego; welche Fehleinschätzung. Ca konnte nicht wissen, dass schon die unbekannten Schöpfer lange vor der Entdeckung durch die Menschen dem System diesen Namen gaben.“

„Was wollten die denn da? “, wurde vom Regierungsbeauftragten Aron Trinius gefragt. Der fleißige, deutsche Regierungsbeamte aus dem europäischen Leitungssektor war immer bemüht, Unregelmäßigkeiten aufzudecken und nachzuweisen. Er war als Regierungsvertreter im Sonderkomitee dabei. „Sie sollten kosmische Daten sammeln“, antwortete Miller diplomatisch auf diese Frage.
„Vergessen Sie die Rohstoffe nicht, Miller“, unterbrach ihn erneut einer der Anwesenden. Es war Astro-Ökonom Han Dschu, der als Vertreter der Industriegesellschaften im Sonderkomitee tätig war. Als Chinese vertrat er vor allem die Chengdu-Cosmos-Mining Corporation - CCMC - , die nach der Giant-Invasion in den Kosmos expandiert war und eine hohe Wirtschaftskraft erlangt hatte, einer der Konkurrenten von Wallis Industries auf Eden.
Das ist kein Schlitzauge, das ist ein Schlitzohr, dachte sich Miller. Ein Teil seines Gehirns ist nur für den Reingewinn zuständig. Im Grunde seines Herzens war Freddy Miller ein bösartiger Mensch, der anderen meist nur Schlechtes zutraute.

"Wir wissen doch alle, dass mit dem Projekt auch wirtschaftliche Interessen verbunden sind“, fiel Ca Bana in die Diskussion ein, bevor noch weitere Fragen gestellt werden konnten. „Wir brauchen Rohstoffe aller Arten, vor allem aber das sehr, sehr seltene Regravidum für unsere Rechnerentwicklung.“ Ca Bana sah den Astro-Ökonomen direkt an: „Gegenüber unserer Station entsteht das neue Nano-Technologie-Zentrum der CCMC und wartet auf die Rohstoffe. Stimmt doch, Herr Han Dschu ?“ Der Astro-Ökonom konterte sofort: „Natürlich, die erwirtschaften da das Geld, das dann wieder hier verpulvert wird.“ Er setzte sein schönstes Lächeln auf, und fuhr fort: „Die sichern dort die wirtschaftliche Entwicklung der Gesellschaft!“ Im Grunde hatte er recht, allein im Großraum um die Ringstation befanden sich jetzt schon drei große Industriekomplexe, die als fliegende Plattformen auf weiten Umlaufbahnen die Station umkreisen sollten, aber noch im Rohbau und ihrer Ausbaufase waren. Die Konzerne nutzten die Ergebnisse des SEOS-Projektes, um seltene Metalle und andere Bodenschätze abzubauen und zu verarbeiten. Neben den Industrieplattformen schwebten schon die ersten Transportfähren und Abraumcontainer.

„Nun, lassen Sie Miller weiter berichten“, steuerte Ca die Diskussion bevor sie weiter ausufern konnte.
„Also das System besitzt 4 Planeten,“ erläuterte Freddy Miller den Anwesenden, „zwei davon sind vollkommen eben, fast rund und besitzen keinerlei Flora oder Fauna. Dafür besitzen beide Planeten alle möglichen Elemente und Rohstoffe in hoher Konzentration und Dichte. Diese Planeten besitzen eine solch hohe Dichte, als hätte sie jemand zusammengedrückt wie Schneebälle. Ihre Oberflächen sind fast vollständig eben und glatt.“ Miller machte eine ganz kurze Pause und sprach dann ruhig weiter; „ Das Besondere an ihnen ist aber ihre Position zur Sonne; sie stehen sich gegenüber und zwar in gleichem Abstand zur Sonne!“
„Das ist nun immer noch nichts Besonderes, Miller!“ , warf Starmajor Blücher erneut ein.
„Warten Sie doch ab! Es kommt noch fetter, Blücher.“ Freddy hatte jetzt bewusst jede förmliche Anrede weggelassen um den Starmajor zu brüskieren. Bevor der sich jedoch wehren konnte, er begann gerade sich aufzuplustern, fuhr Miller bereits mit seinem Bericht fort: „Ein Gürtel von Gesteinsbrocken und Trümmern umgibt das System wie eine Schale. Der dritte Planet weißt normale geologische Bedingungen auf, befindet sich aber in einer Entfernung zu der Sonne, in der er sicher kein Leben hervorbringen kann. Nur der vierte Planet ist etwa erdähnlich und bewegt sich in der Lebenszone um die Sonne. Er zeigt eine ausgeprägte Flora.“ Miller machte jetzt gleich weiter, bevor wieder ein Einwurf kam. „Hier hat die EVOLUTION erstmals auf ihrer Reise zum Orionnebel ein Vorkommen an Regravidum entdeckt. Das ist etwas Besonderes, wie Sie wissen.“
Als Freddy Miller erneut eine ganz kurze Sprachpause einlegen wollte, sprang Starmajor Blücher auf und rief entrüstet: „ Und dafür muss ich hier meine Zeit vergeuden? Das interessiert hier nur den Han Dschu. Baut das Zeug ab und schafft es her. Das ist doch keine militärische Angelegenheit .....“

 

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