Das silbergraue Scoutboot mit den Insignien der terranischen Forschungsakademie
überflog den Planeten in mehreren Umkreisungen, dabei immer tiefer
sinkend. Die Systeme scannten ununterbrochen die Oberfläche auf
allen Frequenzen und speicherten die Daten laufend. Beim Eintritt in
die Atmosphäre zog es einen langen Schweif aus Feuer und Partikeln
hinter sich her.
Aus der Luft sah alles wie gemalt aus. Dichte Dschungelwälder hatten
den gesamten Planeten bedeckt. Die riesigen Mammutbäume, von blaugrüner
Farbe, bildeten mit den hohen Farnen eine geschlossene Decke. Die Blautöne
überwogen hier auf dieser Welt, selbst die Seen strahlten in azurblau
und die über mannshohen Farne zeigten sich in türkis. Der
Dschungel wurde von kreisrunden Lichtungen unterbrochen, die sich wie
Flecken auf einem grünen Teppich zeigten.
Berge mit flachen Gipfeln, grün-braune Tafelberge, bildeten um
den Äquator eine lockeren Gürtel und wirkten wie Kegelstümpfe
in der Landschaft. Ein tiefblauer Fluss schlängelte sich um die
Berge, um dann einen größeren See zu speisen. Von denen gab
es zehn auf dieser Welt, wo Meere jedoch ganz fehlten.
Das Scoutboot senkte sich langsam aus der Höhe auf eine der Lichtungen
herab, dabei Laub und Pflanzenreste aufwirbelnd. Ein leichtes Pfeifen
verriet die Arbeit des Antriebs, es hörte sich fremd an und störte
die Stille des Waldes. Es sank aus dem leuchtend blauem Licht in die
Dämmerung des blaugrünen Dschungels. Leicht setzte das Raumschiff
auf seinem Antigravpolster auf, der Antrieb erlosch und Stille kehrte
zurück. Langsam fielen die Blätter wieder zu Boden und belegten
den freigefegten Landeplatz erneut.
Die sechs Mitglieder der terranischen Forschungsgruppe saßen
im Inneren des Scoutbootes auf ihren Formsitzen in der Zentrale. Diese
Sitze passten sich perfekt an ihren Nutzer an, denn sie besaßen
eine eigene Memory-Steuerung. Die konnten hier sicher sein, wie in einem
Ei. Obwohl die Technik keine Kräfte durchkommen ließ, die
Andruckabsorber arbeiteten sicher, waren alle Crewmitglieder mit Fesselfeldern
an ihren Sitz gebunden und konnten den Landevorgang an den Sichtfenstern
verfolgen.
Von wegen Sichtfenster? Drei Großplasmabildschirme, die im Halbkreis
an der Front der Zentrale angebracht waren, vermittelten den Eindruck,
den Vorgang durch Front- und Seitenscheiben direkt zu sehen. Jedoch
konnten hier alle Projektionen der insgesamt 15 Außenkameras dargestellt
und gezoomt werden.
Aka Sakima, der Steuermann und Navigator, führte den Landevorgang
gekonnt aus. Eigentlich gab es für ihn auch nicht viel zu tun,
denn der Subrasensor hatte die Steuerung der Landung übernommen.
Aka, ein gebürtiger Japaner, der mit der Galaxis damals die Erde
verlassen hatte, kontrollierte und verglich die Daten, griff regulierend
ein und kommentierte das Manöver kurz.
„Eintritt in die Atmosphäre; alles normal“, unterbrach
er die Stille der Zentrale.
„Zehntausend Meter; weiter sinkend.“
Auf dem Frontschirm zog das Rund des Planeten vorüber, an den Seitenschirmen
wurden die Rückansicht und Bodenaufnahmen dargestellt.
„Zweitausend Meter; sinkend; wir sind gleich über den Koordinaten“,
sagte Aka leise.
„Eintausend Meter!“ Auf der linken Seiten kam der Planet
schnell näher, das Rund einer Lichtung wurde größer.
„A-Grav ein; Fünfhundert Meter“
Aka ließ seine Finger schnell und leicht über die Touchflächen
der Steuerung gleiten, er musste die Sinkgeschwindigkeit korrigieren.
Langsam setzte das Scoutboot auf, das Lösen der Fesselfelder signalisierte
das Ende der Landung. Die Triebwerke erstarben.
„Triebwerke aus; und Bodenscan“, kommentierte der Steuermann
die letzten Aktionen.
Solveig Björgstad, die als Forschungsgruppenleiterin die Verantwortung
für das Unternehmen trug, übernahm die Initiative, „
Petr, horch mal, ob da draußen etwas ist!“
Petr Iskranow, ein russischer Informatiker aus Wolgograd, war bei diesem
Unternehmen als Funk- und Systemtechniker eingesetzt. „Da, da“,
antwortete er in seiner alten Volkssprache; ein Spaß um die Situation
aufzulockern. Amtssprache war immer noch das Angloter, das auch in den
Kolonien der Erde gesprochen wurde.
„Dave, nimm dir zwei Mann und stelle das Basislager sicher“,
gab sie weiter Anweisungen. Ihre Augen funkelten vergnügt, als
sie Dave Koso ansah. Dave war Amerikaner und bei dieser Mission als
Techniker eingesetzt. Techniker ... das hieß hier Mädchen
für alles. Dave wusste, was er zu tun hatte, die Absprachen im
Vorfeld waren klar.
„Petr, Bericht“, verlangte Solveig direkt. „Keine
Anzeichen von Kommunikation, keine Energien oder technische Einrichtungen,
aber ein ständiges Hintergrundrauschen auf einer bestimmten Frequenz
und ein Signal, dass ich nicht genau orten kann“, gab Petr Bericht.
„Es scheint überall zu sein.“ Er sah sich nach Dave
um, „Alles sauber da draußen, kannst gehen, Dave!“
Dave wählte zwei Mann aus und sie bereiteten sich auf den Ausstieg
vor. Die Analysen hatten ergeben, dass die Atmosphäre für
Menschen atembar war und keine schädlichen Bakterien und Viren
vorhanden waren. Lebewesen oder Tiere gab es keine hier.