Im Laufe dieser Ereignisse entstand eine neue Sonne, die am Ende jedoch
um ein Drittel kleiner als ihre Vorgänger war. Die Energie hatte
sich selbst verzehrt und die Materie verändert. Ihr Licht strahlte
sehr intensiv aber kalt im weiss-blauen Spektrum. Um diese Sonne kreisten
nach dem Inferno nur noch zwei Planeten, in einer Entfernung, die sicher
kein Leben ermöglichte. Die Energien des Infernos hatten sie aus
der Bahn geworfen, und keiner konnte sagen, zu welchem System sie vorher
gehört hatten. dann waren da noch zwei weitere Himmelskörper
entstanden, die aus den Bruchstücken und Resten der alten Planeten
und Monde zusammengepresst worden waren. Sie hatten bei diesem Prozess
sehr viel der überschüssigen Sonnenenergie aufgenommen, waren
dabei sehr stark verdichtet worden, so dass sie eine feste Oberfläche
aufwiesen, die metallisch glänzte. Dies hatte viele Megazeiteinheiten
in Anspruch genommen. Ein neues Sonnensystem war entstanden, aber der
Versuch war fehlgeschlagen.
Die Schöpfer sahen sich jedoch in der Verantwortung für alles
Leben. So brachten sie nach dem Ende des Zerstörungsprozesses einen
Planeten in die Lebenszone der Blauen Sonne, die von ihnen „Infugaos“
getauft wurde. Es war einer der Planeten, die vor dem Versuch Leben
getragen hatten. Nach gründlicher Untersuchung dieses Planeten
war klar, dass, wie durch ein Wunder, hier immer noch Leben möglich
war. Reste der Flora waren noch vorhanden, auch wenn alles Leben der
Fauna auf dem Boden erloschen war. Hatten die Vorgänge doch selbst
die Oberfläche verändert, ja sogar Berge plattgedrückt.
Einige Mitglieder der Schöpfer entwickelten ein zielgerichtetes
Entwicklungsprogramm für den Planeten, den sie Indigoszyin nannten,
weil er in der blauen Strahlung der Sonne Infugaos dunkel- bis türkisblau
leuchtete. Da dieses Programm für viele Megazeiteinheiten ausgelegt
war, wurde eine Aufbaueinheit erschaffen, die die Wachstumsprozesse
auf dem Planeten steuern sollte. Dies sollte von einer Höhle aus
geschehen, die die besten Bedingungen bot und gleichzeitig die Einheit
schützen konnte. Nachdem die Aufbaueinheit in der Höhle abgesetzt
war, verließen die Schöpfer den Planeten und das Sonnensystem
um niemals wiederzukehren. Das Sonnensystem erklärten sie zur Sperrzone,
denn es war doch ein Zeichen ihrer Unfähigkeit.
Da stand sie nun, die Aufbaueinheit mit der Bezeichnung ##XE394857ASD%/%26354fgh##,
schon seit vielen Megazeiteinheiten auf seinem Platz auf dem Felsplateau
inmitten der bizarren Kristallwelt der Höhle, eingehüllt in
die blauen Strahlen der Sonne, die der Kamin im Hintergrund bündelte
und die die Quarze verstärkten. Das war die Energie, die das Leben
brauchte, um sich zu entwickeln.
Zu Beginn seiner Tätigkeit hatte er die Bedingungen hier sondieren
und analysieren müssen. Die Schöpfer hatten festgestellt,
dass durch die Zugluft zwischen Kamin und Spalte Pflanzenteile und Samen
in die Höhle gekommen waren, die bereits Anzeichen für Austrieb
zeigten. Es kam nun darauf an, Bedingungen für einen Austrieb und
die Fortpflanzung der Samen zu schaffen. Seine Programmierung und Logik
lies ihn wissen, dass zum Leben Wasser, Licht und Nährstoffe notwendig
waren. Zur Durchsetzung seines Auftrages musste er noch Möglichkeiten
finden, den Auftrag an die Pflanzen weiterzugeben.
Er hatte keine Eile; auf dieser stillen, ungetrübten, gleichförmigen
Welt, in der die Zeit eher dahintrieb als floss, konnte man mit Eile
nur wenig gewinnen.
Und so begann das Werk.
Durch Kondensation konnte er in kurzer Zeit genügend Wasser erzeugen
und in der natürlichen Bodensenke der Höhle sammeln. Dazu
hatte er noch den Auslauf zu vertiefen und in eine Richtung führen,
die die vorhandenen Samen einbezog. Das geschah durch gezieltes Schmelzen
mittels Lichtbündel, die er über die Quarze zu einem Strahl
zusammenfasste. Nach vielen Zeiteinheiten zeigten sich erste Erfolge.
Die Samen der Flora wurden vom Wasser durchnässt und mitgerissen.
Sie kamen am Rand zum Liegen und begannen im Schlick auszutreiben.
So wuchsen neue Pflanzen der alten Welt heran. Sie wuchsen, bildeten
Samen und starben während vieler Zeiteinheiten. Die Fläche
entlang des Wasserlaufes wuchs zu, absterbende Pflanzen vergingen und
bildeten Humus und so die Grundlage für neue Pflanzen. Sie wuchsen
und vergingen, wuchsen und vergingen, bis die Flora begann, durch die
Spalte der Höhle nach außen zu wachsen. Nach und nach wurde
das alte Terrain erobert. Die Bäume und Farne der alten Welt schienen
immer wieder ihre Blätter in das Licht zu richten und bildeten
immer wieder neue Auswüchse. Die veränderten Strahlen der
neuen Sonne brachten aber auch Veränderungen bei den Pflanzen dieser
Welt. Besonders die stark duftenden Rautengewächse mit rosa oder
weißen, dunkel geäderten Blüten, die Programmierung
sprach von Diptam, reagierten besonders schnell. Sie wuchsen außerhalb
der Höhle zu übergroßen Mammutbäumen heran.
Die Zeiteinheiten flossen dahin bis die Logik des Bewahrers forderte,
den Wachstums- und Ansiedlungsprozess zu beschleunigen, da sonst die
Aufgabe nicht in der berechneten Zeit abgeschlossen werden konnte.
Als Reaktion auf diese Erkenntnis begann der Bewahrer das Wachstum der
Flora gezielt zu beeinflussen. Sie sollten schneller wachsen, grösser
werden und sich gezielt vermehren, um die Artenvielfalt zu sichern.
Der Bewahrer begann einzelne Stammzellen genetisch so zu verändern,
dass seine frequenzmodulierten Impulse, die über Schallwellen und
Resonanzen übertragen wurden, in den Zellen aufgenommen und über
die Steuerung der Bioströme verarbeitet werden konnten. Die Diptam,
wie die Rautengewächse genannt wurden, waren besonders dafür
geeignet.