Ja Sie war besorgt, seit Stunden hatten sie keinen
Kontakt mehr zum Außenteam, jedenfalls war der Vipho-Kontakt stark
gestört. Die Geräte hatten zu Beginn der Nacht einen Kontaktversuch
der Gruppe um Dave Koso angezeigt, ein stark unterbundener Impuls, der
keine Verbindung zustande brachte. Eine Nacht, in der sie nur ein wenig
geruht hatte, ging zur neige. Jetzt dämmerte es bereits und er
gab einfach keinen Bericht ab, der Mistkerl. Sie machte sich Sorgen.
Aber für sich allein gestand sie sich ein, dass sie vor allem um
einen der drei Forscherkollegen besonders besorgt war...
Dave Koso hatte sie überzeugt, keinen der Hilfsroboter mitzunehmen;
mal wie früher ohne technische Mittel eine Expedition in das Unbekannte
durchführen. Es galt ja auch nur den Fundort des sehr begehrten
Elementes Regravidum, der nicht weiter als fünfzehn Kilometer von
der Lichtung mit dem Camp entfernt war, zu suchen und zu sichern. Mit
konstanter Beharrlichkeit hatte er sein Anliegen durchgesetzt. Wie hätte
sie sich als Frau dagegen zur Wehr setzen können? Bei Ihm war sie
hilflos; ein Seufzer unterstrich den Gedanken.
Und nun .......?
Das Außenteam, um Dave Koso war bereits seit gestern im grün-blauen
Dschungel dieses Planeten unterwegs. Die Expedition war eigentlich nur
als Kurzausflug geplant. Leider konnte das Scoutboot nicht näher
am Fundort landen, weil es nur wenige, in gleichmäßigen Abständen
verteilte, Lichtungen, wie diese hier gab. Eine Landung im Dschungel
war bei der dichten Vegetation unmöglich. Diese Mission stand unter
keinem guten Stern, zuviel war schon außer Plan geraten.
Solveig bewegte sich in der engen Zentrale hin und her, drehte hier
einen Sessel, wischte bei einem anderen über die Lehne und hing
weiter ihren Gedanken nach während sie wartete. Sie beobachtete
gedankenverloren den Farbwechsel der Anzeigen und Touch-Flächen
auf dem Steuerboard. Der Ausdruck > Mäusekino < , den ihr
Teamkollege UHG neulich gebrauchte, kam ihr in den Sinn. Der Wechsel
der Farben erinnerte in der Tat an das Flimmern der 2D-Lichtspiele früherer
Tage. Diese Steuerung gehörte zu einem nagelneuen Scoutboot der
Forscherklasse, die seit Kurzem auf Babylon oder Fande, wie die Worgun
den Planeten nannten, produziert wurden. Die Scoutboote waren eine Neuentwicklung
Terras, denn hier fehlten kleinere Flugkörper zum Einsatz auf Planeten,
im Orbit und in Atmosphären zum Befördern von Mannschaften
oder Transport von Material und Ausrüstungen bei planetaren Einsätzen.
Die früher benutzten Scoutboote waren der heutigen Technik hoffnungslos
unterlegen.
Terranische Techniker machten sich in einem einmaligen Managment-by-Out
daran, die schon früher benutzten Scoutboote neu zu konstruieren
und weiter zu entwickeln. Alle materiellen und technologischen Ressourcen
im terranischen Interessengebiet wurden dazu genutzt und die Leistungen
von außerhalb zugeführt.Neue Materialien sollten die Beiboote
widerstandsfähiger und die neue Technik sollte sie besser machen.
Besonderer Wert wurde auf Form und Gestaltung, praktischen Nutzen aber
auch den Einsatz neuer Technologien vor allem beim Antrieb und den Schutzsystemen
gelegt. Sie sollten aber auch universell einsetzbar und in vielerlei
Hinsicht nutzbar sein. Diese Raumschiffe hatten Stromlinienform, eine
Linie wie ein Ferrari, einem beliebten Kraftfahrzeug für Individualisten
auf der früheren Erde. Offiziell wurde vom New-Face-Lifting gesprochen,
die männlichen Kollegen sprachen jedoch liebevoll vom Ferrari-Design.
Die Scoutboote der Forscherklasse, die speziell für Planeten- oder
Forschungsmissionen ausgerüstet wurden, hatten als Mittelsektion
einen absetzbaren Container, in dem sich Labor und Ausrüstung befanden.
Hierzu zählten auch drei ganz spezielle Wallisroboter, sogenannte
„Worfi“, die Worker und Fighter waren, und so die meisten
Arbeiten ausführen konnten, die aber auch in der Lage waren, die
Forschungsgruppen zu beschützen. Sie waren Grubber, Glimber und
Builder, also Allrounder bei solchen Missionen. Eben diese Worfi hatte
der Trupp
nicht mitgenommen.
Solveig war sich ihrer Verantwortung als Leiterin bewusst. Sie musste
jetzt aktiv werden. „Rick, Logbuch öffnen“, wies sie
den Suprasensor an. Sie gab den Rechnern, mit denen sie es zu tun hatte,
immer einen Namen, um den Umgang bei der Arbeit persönlicher zu
gestalten. „Logbuch geöffnet für Leiterin Solveig Björgstad,“
gab der Hauptrechner die Weisung zurück. „Bitte sprechen
Sie!“
Sie musste nun den Verlauf ihrer Mission zu Protokoll geben. „Bericht
beendet, Logbuch schließen!“, endete ihr Bericht. „Wird
ausgeführt, gibt es weitere Anweisungen;“ antwortete Rick.
„Ja , wo befindet sich das Außenteam jetzt?“, wollte
sie noch wissen: „Vitaldaten prüfen! Geht es ihnen gut?“
„Die Vitaldaten der drei Teammitglieder, werden stark überlagert
und können nicht mehr wahrgenommen werden. Alle Frequenzen der
Kommunikation sind ebenfalls überlagert. To-Richtfunk ist nicht
mehr möglich. Verbindung zum Mutterschiff unterbrochen. Das Einleiten
der Handlungsroutine 55 wird vorgeschlagen.“
Handlungsroutine 55 - Solveig wusste nun, was sie zu tun hatte. Sie
aktivierte ihr Vipho und wählte den Ruf des als Funk- und Systemtechnikers
eingesetzten russischen Informatikers Petr Iskranow, „Petr Iskranow,
bitte sofort in die Zentrale“, rief sie den Funker herbei. „Verstanden,
komme sofort“, kam die Antwort aus dem Vipho. Sie musste nun warten.
Nach wenigen Minuten, die ihr unendlich lang erschienen, fuhr das Zentralschott
geräuschlos zur Seite und der Funker meldete sich in der Zentrale
des Scoutbootes.
„Petr, Funk und Ortung ein, scannen sie die letzten Koordinaten
des Außenteams. Wir haben Handlungsroutine 55“, kamen ihr
die Anweisungen zügig über die Lippen. „ Finden Sie
sie und stellen Sie Kontakt her!“ Das Ausbleiben der Vitaldaten
der Drei war ein besonderes Ereignis, Sie war gezwungen Kontakt herzustellen
oder sie zu suchen. Wenn jetzt kein Kontakt zustande kam, musste die
Mission abgebrochen und die Mitarbeiter gerettet werden. Sie musste
außerdem das Mutterschiff zu Hilfe rufen. Nur war kein Landeplatz
in der Nähe...