Der blaue Planet der Florakszyi

Eine Fanstory von Matthias Scharf
(2005/2006)

Seite 6/21

 

In der Gruppe war er für das Auffinden des Regravidums verantwortlich. Mit seinem Messgerät sollte er den Fundort ermitteln und der Gruppe den Weg weisen. Manchmal konzentrierte er sich zu sehr auf das Messgerät, was immer ein Stolpern oder einen Sturz zur Folge hatte.
„Wir sind schon 10° zu weit nach West gelaufen. Wir müssen nach links, Dave“, knurrte UHG halblaut. „ Ich empfange noch einen anderen Blip, der in Zielrichtung liegt. Den beobachte ich schon eine ganze Weile. Keine Ahnung was das ist. Und wir wollen doch das Regravidum, oder nicht?“ UHG waren Aussenmissionen ein Graus, lieber wäre er im Raumschiff geblieben. „Was ist das für ein Blip, kannst du das genauer sagen?“ antwortete Dave.
„Nein Dave, da muss ich in das Scoutboot, die Technik ist dort exakter. Aber nimm doch endlich deinen Blaster und mach uns den Weg frei! Dieses Unkraut hier muss doch zu eleminieren sein“, rief UHG ungehalten und stand schwerfällig auf. Immer alles gleich vernichten, das war wieder typisch für viele Terraner. Aber war das wirklich nötig? „Nein“, sagte Dave bestimmt, „so lange der Pfad nicht zu weit vom Regravidum weg führt, werden wir ihm folgen. Und pass doch mal auf, wo du hinläufst, UHG! Du machst mir ja die Farne Scheu.“ Dave musste schmunzeln, bisher hatten sie noch keine Fauna bemerkt. Tiere schienen auf Blue-dshungel zu fehlen. Kein Laut und kein Ton war hier zu hören.

Da war jedoch etwas anderes. Seit er das Basislager aufgebaut hatte, machte sich in ihm ein unbestimmtes Gefühl breit. Er fühlte sich beobachtet und spürte ein Flimmern und ein Singen in der Luft. Aber er konnte keinen Grund dafür bestimmen, es war nichts Greifbares zu erkennen. Es war nur eine Ahnung, dass hier etwas sein musste.
Jetzt hatten sie die Aufgabe bekommen, das Regravidum zu suchen und die Lagerstätte zu sichern.

Regravidum war erst vor Kurzem entdeckt worden. Es entstand in Ausnahmesituationen im Vakuum, wenn zwei Sonnen durch Vorgänge im Universum zu nah aneinandergerieten. Dann erhöhte sich die Gravitation im Sternsystem um ein Vielfaches. Dadurch wurden die in der Nähe befindlichen Gesteinsbrocken und Asteroiden so erheblich komprimiert, daß sie eine Dichte ähnlich dem superschweren, roten, Ala oder Tofirit genannten Metall erlangten. Aber damit nicht genug, verbanden sich dadurch verschiedene Elemente so fest, dass ein neues Element entstand. Ihre Atomkerne lagen durch die gravitätischen Einflüsse sehr eng beieinander, so dass sie gemeinsame Schalen bilden konnten, in denen die Elektronen sich bewegten. Gleichzeitig erhöhte sich die eigene atomare Energie durch die vielen freibeweglichen Elektronen, die nicht mehr in die Schalen paßten. Metalle wurden so mit Nichtmetallen verbunden, Fremdstoffe eingebettet und die Eigenschaften verbessert. Vor allem Silizium machte sich sehr gleichmässig im neuen Element breit und ging in den Atomen der anderen Stoffe auf.
Es entstand ein Element, das Regravidum, das sehr fest, sehr dicht aber unheimlich leitfähig war. Deshalb wurde es sehr gern in der neuesten Generation der Subrasensoren eingesetzt. Durch die hohe eigene Molekularenergie, konnten Geräte, die Bausteine aus diesem Element besaßen, mit viel geringerer Energiezufuhr auskommen und alle Signale sehr schnell verarbeiten. Sie konnten sogar eine Zeitlang ohne Energiezufuhr arbeiten.
Durch die Art der Entstehung kam dieses neue Element extrem selten vor. An den Lagerstätten wurden immer nur kleine Mengen gefunden, die irgendwann einmal auf dem Planeten eingeschlagen waren. Die hohe eigene Molekularenergie des Elementes konnte gut angemessen werden.

Die Gruppe drang nun weiter in den Dschungel ein. Immer den Pfad entlang der irgendwie durch die Flora des Planeten vorgegeben wurde. Es schien, als würden sie durch einen U-Bahn-Tunnel gehen, der in die Richtung der Endstation führt.
„Sieh mal Dave, wir bewegen uns immer weiter vom Material weg. Wir müssen viel weiter nach links“, rief UHG ungehalten. “Der verdammte Pfad führt uns zu der anderen Energiequelle. Sie mal auf die Anzeigen! Jetzt müssen wir schon einen Riesenumweg machen. Das dauert bestimmt mehrere Stunden länger.“

Als den drei Forschern klar wurde, dass der Pfad im Bogen weg von ihrem Ziel führte, traf Dave Koso eine Entscheidung. Er wollte versuchen nach links in den Dschungel einzudringen und die Richtung zur Lagerstätte des Regravidums wieder einzuschlagen. Und wenn schon kein Durchgang da war, musste man sich einen Schaffen, auch gegen die eigene Überzeugung.
Er nahm den Blaster zur Hand und fing an, die Flora am Wegrand zu zerstrahlen.
Hans-Joachim Braumeister, genannt Hajo, ein deutscher Planetologe als Dritter im Team, unterstützte ihn ohne Aufforderung dabei. Die Blätter und Äste verbrannten durch die Energie, die teilweise auch auf andere Pflanzen abgeleitet wurde. Tief schnitten sich die Energielanzen in das Blau der Blätter. Aber in dem Maß, in dem man die Flora vernichtete, wuchs sie immer wieder nach. Die Bäume und Farne schienen immer wieder ihre Blätter gegen die Gruppe zu richten und bildeten einen Schutzwall aus mehreren Blattschichten. Besonders die stark duftenden, übergrossen Mammutbäume, Rautengewächse mit rosa oder weissen, dunkel geäderten Blüten, reagierten besonders schnell. Ausserdem hatte sich das Surren und Flimmern in der Luft verstärkt, Dave konnte es jetzt deutlich wahrnehmen, der starke Blütenduft nahm ihm den Atem und machte ihn benommen. Kopfschmerzen stellten sich ein, als er versuchte, dagegen anzugehen.

 

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