In der Gruppe war er für das Auffinden des Regravidums verantwortlich.
Mit seinem Messgerät sollte er den Fundort ermitteln und der Gruppe
den Weg weisen. Manchmal konzentrierte er sich zu sehr auf das Messgerät,
was immer ein Stolpern oder einen Sturz zur Folge hatte.
„Wir sind schon 10° zu weit nach West gelaufen. Wir müssen
nach links, Dave“, knurrte UHG halblaut. „ Ich empfange
noch einen anderen Blip, der in Zielrichtung liegt. Den beobachte ich
schon eine ganze Weile. Keine Ahnung was das ist. Und wir wollen doch
das Regravidum, oder nicht?“ UHG waren Aussenmissionen ein Graus,
lieber wäre er im Raumschiff geblieben. „Was ist das für
ein Blip, kannst du das genauer sagen?“ antwortete Dave.
„Nein Dave, da muss ich in das Scoutboot, die Technik ist dort
exakter. Aber nimm doch endlich deinen Blaster und mach uns den Weg
frei! Dieses Unkraut hier muss doch zu eleminieren sein“, rief
UHG ungehalten und stand schwerfällig auf. Immer alles gleich vernichten,
das war wieder typisch für viele Terraner. Aber war das wirklich
nötig? „Nein“, sagte Dave bestimmt, „so lange
der Pfad nicht zu weit vom Regravidum weg führt, werden wir ihm
folgen. Und pass doch mal auf, wo du hinläufst, UHG! Du machst
mir ja die Farne Scheu.“ Dave musste schmunzeln, bisher hatten
sie noch keine Fauna bemerkt. Tiere schienen auf Blue-dshungel zu fehlen.
Kein Laut und kein Ton war hier zu hören.
Da war jedoch etwas anderes. Seit er das Basislager aufgebaut hatte,
machte sich in ihm ein unbestimmtes Gefühl breit. Er fühlte
sich beobachtet und spürte ein Flimmern und ein Singen in der Luft.
Aber er konnte keinen Grund dafür bestimmen, es war nichts Greifbares
zu erkennen. Es war nur eine Ahnung, dass hier etwas sein musste.
Jetzt hatten sie die Aufgabe bekommen, das Regravidum zu suchen und
die Lagerstätte zu sichern.
Regravidum war erst vor Kurzem entdeckt worden. Es entstand in Ausnahmesituationen
im Vakuum, wenn zwei Sonnen durch Vorgänge im Universum zu nah
aneinandergerieten. Dann erhöhte sich die Gravitation im Sternsystem
um ein Vielfaches. Dadurch wurden die in der Nähe befindlichen
Gesteinsbrocken und Asteroiden so erheblich komprimiert, daß sie
eine Dichte ähnlich dem superschweren, roten, Ala oder Tofirit
genannten Metall erlangten. Aber damit nicht genug, verbanden sich dadurch
verschiedene Elemente so fest, dass ein neues Element entstand. Ihre
Atomkerne lagen durch die gravitätischen Einflüsse sehr eng
beieinander, so dass sie gemeinsame Schalen bilden konnten, in denen
die Elektronen sich bewegten. Gleichzeitig erhöhte sich die eigene
atomare Energie durch die vielen freibeweglichen Elektronen, die nicht
mehr in die Schalen paßten. Metalle wurden so mit Nichtmetallen
verbunden, Fremdstoffe eingebettet und die Eigenschaften verbessert.
Vor allem Silizium machte sich sehr gleichmässig im neuen Element
breit und ging in den Atomen der anderen Stoffe auf.
Es entstand ein Element, das Regravidum, das sehr fest, sehr dicht aber
unheimlich leitfähig war. Deshalb wurde es sehr gern in der neuesten
Generation der Subrasensoren eingesetzt. Durch die hohe eigene Molekularenergie,
konnten Geräte, die Bausteine aus diesem Element besaßen,
mit viel geringerer Energiezufuhr auskommen und alle Signale sehr schnell
verarbeiten. Sie konnten sogar eine Zeitlang ohne Energiezufuhr arbeiten.
Durch die Art der Entstehung kam dieses neue Element extrem selten vor.
An den Lagerstätten wurden immer nur kleine Mengen gefunden, die
irgendwann einmal auf dem Planeten eingeschlagen waren. Die hohe eigene
Molekularenergie des Elementes konnte gut angemessen werden.
Die Gruppe drang nun weiter in den Dschungel ein. Immer den Pfad entlang
der irgendwie durch die Flora des Planeten vorgegeben wurde. Es schien,
als würden sie durch einen U-Bahn-Tunnel gehen, der in die Richtung
der Endstation führt.
„Sieh mal Dave, wir bewegen uns immer weiter vom Material weg.
Wir müssen viel weiter nach links“, rief UHG ungehalten.
“Der verdammte Pfad führt uns zu der anderen Energiequelle.
Sie mal auf die Anzeigen! Jetzt müssen wir schon einen Riesenumweg
machen. Das dauert bestimmt mehrere Stunden länger.“
Als den drei Forschern klar wurde, dass der Pfad im Bogen weg von ihrem
Ziel führte, traf Dave Koso eine Entscheidung. Er wollte versuchen
nach links in den Dschungel einzudringen und die Richtung zur Lagerstätte
des Regravidums wieder einzuschlagen. Und wenn schon kein Durchgang
da war, musste man sich einen Schaffen, auch gegen die eigene Überzeugung.
Er nahm den Blaster zur Hand und fing an, die Flora am Wegrand zu zerstrahlen.
Hans-Joachim Braumeister, genannt Hajo, ein deutscher Planetologe als
Dritter im Team, unterstützte ihn ohne Aufforderung dabei. Die
Blätter und Äste verbrannten durch die Energie, die teilweise
auch auf andere Pflanzen abgeleitet wurde. Tief schnitten sich die Energielanzen
in das Blau der Blätter. Aber in dem Maß, in dem man die
Flora vernichtete, wuchs sie immer wieder nach. Die Bäume und Farne
schienen immer wieder ihre Blätter gegen die Gruppe zu richten
und bildeten einen Schutzwall aus mehreren Blattschichten. Besonders
die stark duftenden, übergrossen Mammutbäume, Rautengewächse
mit rosa oder weissen, dunkel geäderten Blüten, reagierten
besonders schnell. Ausserdem hatte sich das Surren und Flimmern in der
Luft verstärkt, Dave konnte es jetzt deutlich wahrnehmen, der starke
Blütenduft nahm ihm den Atem und machte ihn benommen. Kopfschmerzen
stellten sich ein, als er versuchte, dagegen anzugehen.