Der blaue Planet der Florakszyi

Eine Fanstory von Matthias Scharf
(2005/2006)

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Eine Luke öffnete sich auf der Seite des Raumbootes, die eine Hälfte sank langsam nach unten um eine Rampe zu bilden, die andere bewegte sich nach oben. In der Öffnung erschienen drei Menschen in den Kombis der terranischen Raumfahrer. Sie verließen das Beiboot hintereinander und sahen sich die Gegend genau an.

Der Landeplatz war eine große Lichtung inmitten des dichten Dschungels, zwischen den hohen Bäumen und gesäumt von hohen Farnen. Die Lichtung durchmaß etwa 300 Meter von einem Ende zum anderen. Auf der rechten Seite lichtete sich das Unterholz und die Gruppe wußte, dass sich dahinter die Uferzone eines Sees ausdehnte. Hier herrschte ein Dämmerlicht im blauen Spektrum. Die Gruppe hatte vor, den Planeten vor Ort zu erforschen und die Lagerstätten von Regravidum zu sichern. Dazu sollte das Vorauskommando eine Basisstation schaffen.
 

*
 

Ein Gerät und die Faszination des Vorganges


Zwei kuppelförmige Gebäude sollten der Mannschaft Unterkunft bieten und als Lager für die umfangreiche Ausrüstung und Funde dienen.
Der Aufbau begann.
Der Prozeß des Aufbaus war faszinierend und immer ein Erlebnis...
Mittelpunkt war ein unscheinbares Gerät, groß wie ein Schuhkarton; vollgepackt mit modernster Nanotechnologie. Diese Technologie war das Programm und ausführendes Organ in einem. Energie plus Materie plus Programm. Und was der Mensch dazutat, war Formgefühl, ästhetische Korrektur. Der Prozess nahm diese Korrekturen als übergeordnete Weisungen an.
Dave Koso, bei dieser Mission mit dem Aufbau der Basis betraut, stellte das Gerät in den Mittelpunkt eines der zukünftigen Gebäude. Größe und Form des Gebäudes wurden programmiert, leichte Korrekturen vorgenommen und damit das Gebäude an das Gelände angepaßt. Ein Display zeigte eine 3D-Darstellung; auf dem Touchscreen konnte das Aussehen direkt korrigiert werden. Schön, dass diesmal kein Raumanzug getragen werden mußte. Die Eingaben gingen ihm leicht von der Hand, und er konnte die Energie des Gerätes als leichtes Kribbeln in den Fingern spüren.

Und dann Start – mit dem Druck auf ein kleines Feld begann der Prozeß.
Aus dem Gerät fuhr ein Teleskop-Ausleger aus, an dessen Ende sich eine winzige Düse befand. 25 Meter lang und trotzdem stabil, weil sich auf der gegenüberliegenden Seite ein Gegengewicht ausgebildet hatte. Nach dem er vollständig ausgefahren war, wurde ein blauer Strahl sichtbar, der nach unten gerichtet war. Gleichzeitig begann sich der Ausleger zu drehen. Der blaue Strahl vernichtete Bakterien und Unreinheiten des Bodens, so dass dieser „rein“ war. Am Ende der Umkreisung wechselte der Strahl die Farbe von blau zu violett-rosa und eine neue Umkreisung begann. Dieser heiße Strahl verwandelte die Materie – den Boden – in einen festen Werkstoff mit hoher Leitfähigkeit. Gleichzeitig wurden die Nährstoffe des Bodens angereichert und eingeschlossen. Nachdem so ein Leitkreis entstanden war, stoppte das Gerät. Die Strahldüse wurde eingefahren.
Eine Keimpatrone erschien, als eine neue Umkreisung begann.
Es legte die etwa staubkorngroßen Keime aus der Keimpatrone im Kreis aus, Fünfzig Meter im Durchmesser, alle Fünfzehn Zentimeter einen. 1047 Keime insgesamt mußten ausgelegt werden. Sie fielen auf den Leitkreis.
Dann stoppte das Gerät erneut. Die Keimpatrone wechselte zu einer weiteren Patrone. In wenigen Sekundenbruchteilen brachte der Ausleger am Kreisanfang und in der Hälfte des Umfanges je einen kleinen Nano-Energiegeber aus. Das ging so schnell, dass es kaum zu erfassen war.

Dave Koso wußte nicht genau wie sie funktionierten, aber er wußte, daß diese Energiegeber ein gerichtetes Spannungsfeld erzeugten, das in den Keimen einen atomar-molekularen Prozeß auslöste. Die Bioströme trieben das Wachstum an. Diese Technologie stammte vom Volk der Gorm des Planeten Küla´, die eine Biotechnolgie beherrschten, die den Menschen bislang unbekannt war, gepaart mit Nanotechnik der Nogk.
Seit die Mannschaft von Colonel Huxley auf der Charr zusammen mit den Nogk - Hybridwesen, die zu Freunden der Menschen geworden waren – gorm´sche Biotechnologie mit Nanotechnik kombinierten, waren Produkte von Küla´ein wichtiges Handelsgut geworden.
Doch während die Gorm biologische Produkte auf natürlichem Weg bearbeiteten z. B. durch Besprechen zum Wachstum anzuregen und eine Form zu erzeugen, nutzten die Nogk technische Einrichtungen um diese natürlichen Produkte und Wachstumsprozeße zu beeinflussen. Auf Gorm waren alle Einrichtungen ja sogar Fluggeräte aus natürlichen Biomaterialien hergestellt.

Bisher waren nur etwa zehn Minuten vergangen. Das Gerät hatte den Ausleger eingefahren.
Es baute ein stabiles Energiefeld in der Form des zukünftigen Gebäudes auf. Dave konnte ein leichtes Flimmern der Luft erkennen. Sah man genau hin, konnte man die Form, die das Gebäude annehmen sollte, erahnen.
Das Gerät erzeugte die Initialspannung über die Energiegeber und gab damit den Impuls an die Keime, mit dem Wachstum zu beginnen.
Rings um jede der Eintausendsiebenundvierzig Keime begann die Stelle des Leitkreises, auf der ein Keim lag, sich zu verfärben, und dann wuchsen aus den glühenden Flecken dünne grün-braune Halme auf, mit hellen Spitzen, die an Ähren erinnerten.
Es wirkte wie eine Zeitrafferaufnahme vom Wachstum eines Grases. Eben das war es, was ihn immer wieder zur Bewunderung hinriss, der Prozeß des gesteuerten Wachstums schien ihm mehr über sein Zeitalter auszusagen als das modernste Raumschiff, das Terra besitzt.

 

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