Der blaue Planet der Florakszyi

Eine Fanstory von Matthias Scharf
(2005/2006)

Seite 14/21

 

Die dichte Vegetation verhinderte, dass sich ein Transportmittel auch nur in die Nähe des Außentrupps begeben konnte. Deshalb waren sie ja zu Fuß unterwegs.

Petr nahm seinen Platz ein, und nahm einige Schaltungen vor. „Die Vitaldaten der drei Teammitglieder, werden stark überlagert und können nicht mehr wahrgenommen werden. Alle Frequenzen der Kommunikation sind ebenfalls überlagert;“ gab der Suprasensor seine monotone Antwort. Er versuchte den Energielevel zu erhöhen und die wichtigen Frequenzen zu filtern. Hauptrechner Rick unterstützte die Aktionen des Funkers und gab immer wieder Kommentare ab.
Solveig hatte bei diesen Aktivitäten nichts zu tun, sie musste abwarten und Entscheidungen treffen; nur das Mäusekino zeigte die Aktivitäten des Funktechnikers noch optisch an. In Gedanken war sie bei Dave und den Anderen. Das rechte Seitenfenster des Scoutbootes zeigte auf einer variierten Karte des Planeten den zurückgelegten Weg der Drei vom Standort bis zum letzten georteten Signal. Rick fügte entsprechend der gespeicherten Daten immer ein Stück roter Linie hinzu und malte so den Weg auf den Schirm. Dann ein Aufblinken auf der Karte...

„Ich habe sie“, unterbrach Petr ihre Gedanken, „ich habe ihre Peilsender geortet. Versuche jetzt den Kontakt herzustellen.“ „Wo sind sie? Daten auf den Schirm, Petr!“, forderte sie den Funker auf.
Der Sichtschirm am Frontfenster des Scoutbootes zeigte nun eine Karte der Gegend westlich vom Landeplatz. Der Aufenthaltsort war hellgrün gekennzeichnet und mit Koordinaten versehen, die die Planetendaten in relativer Beziehung zum Standort des Beibootes angaben. Die drei Kollegen waren jeweils als roter Punkt dargestellt. Eine geographische Karte bildete den Hintergrund.
Die Drei waren immer den Fluss entlang, in die Richtung eines der Tafelberge gegangen, die seltsam abgeflacht wie Kegelstümpfe aussahen. Das bestechendste Merkmal gerade dieses Berges war die üppige Vegetation, die von dort auszugehen schien.

Am Sichtschirm konnte Solveig erkennen, dass die Kollegen sich nicht weiter bewegten. Die roten Punkte waren zum Stillstand gekommen.
Plötzlich wurde sie durch den Zwischenruf des Funkers aufgeschreckt: „Da sind sie.“ Dem war ein Flackern der Anzeigen, plötzliches Durcheinander auf dem Sichtschirm und das verwischen der Farben vorausgegangen, nur wenige Augenblicke lang.
„Smotrie, poschalsta! Sehen sie“, forderte Petr sie auf. In Situationen der Anspannung benutzte er manchmal Wörter seiner alten Landessprache, die er dann im Angloter wiederholte. Jetzt sah sie es auch, die roten Punkte pulsierten. Die Hintergrundfrequenzen waren verschwunden, der Peilstrahl der Live-Logs stand auf normalem Niveau und alle Anzeigen hatten die üblichen Werte angenommen. Sogar der Funk zum Mutterschiff funktionierte wieder als wäre nichts gewesen.

Petr zeigte sein bestes Lächeln. Es drückte den Stolz darüber aus, dass er es geschafft hatte, die Verbindung herzustellen, auch wenn er nicht genau wusste, was geschehen war.
Es war der Stolz eines Volkes, das in den Sechziger Jahren des vergangen Jahrhunderts den ersten Menschen von der Erde in das Weltall schickte, und in den siebziger und achtziger Jahren den Aufbau von ständigen Stationen im Weltraum forcierte, auch wenn das vor dem Hintergrund eines drohenden Krieges – im Kalten Krieg – geschah, an dem sie selbst Mitschuld hatten.
Es war der Stolz von Menschen, die sich von der ersten internationalen Raumstation - ISS - bis heute, für die Eroberung des Weltalsl eingesetzt hatten, obwohl die wirtschaftliche Situation der Region katastrophal war. Das Interesse der Russen für die Erkundung des Universums saß tief in den Menschen, wie man an Petr sehen konnte, denn Russen wurden schon als < Kosmonauten > geboren.

Solveig bekam eine Gänsehaut, als die Stimme vernahm. „Solveig Björgstad, bitte kommen“, hörte sie Dave über das Vipho rufen. „Hier Dave Koso. Bitte melde dich!“ „Dave, endlich“, Erleichterung machte sich in ihr breit, „Was ist bei euch los? Bericht, bitte!“ Dave gab ihr einen Bericht ab, durch den sie die Lage der drei Mitarbeiter verstand. Mit eindringlichen Worten bat er darum, die Expedition fortführen zu dürfen. Er sah keine Gefahr für Leib und Leben und wollte unbedingt den Grund für das starke Signal erkunden. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass er ein dringendes Interesse am Erfolg seiner Mission hatte. Das Regravidum schien er schon vergessen zu haben. Mit keinem Wort wurde der ursprüngliche Plan erwähnt. „Ich muss dahin, Solveig, Chefin, bitte“, beendete er das Gespräch mit ihr.

Sie musste noch einmal nachdenken, ehe sie ihm ihre Entscheidung mitteilen konnte. Augenblicke verrannen. Scheinbar gab es keine Gefahr hier auf Bluedshungel, trotzdem waren einige Ereignisse mehr als mysteriös. Dass die Pflanzen dem Trupp den Weg versperrten, ja ihn sogar zwangen einen anderen Weg zu nehmen, dass die Frequenzen überlagert und gestört wurden und natürlich das starke unbekannte Signal waren Dinge, die sie unbedingt klären mussten. Sie sah ein, dass der Erkundungstrupp näher am Ziel und damit besser in der Lage war, die Geheimnisse zu klären. Dave musste einfach die Geheimnisse lüften. Und so gab sie ihr Einverständnis zur Fortführung der Erkundung. Sie war jetzt auch etwas ruhiger geworden und würde abwarten können. Dave würde das schon machen, ihr Vertrauen in Ihn war fast unendlich. „Rick!“, aktivierte sie das elektronische Protokoll, „Handlungsroutine 55 beenden! Das Außenteam ist laufend zu beobachten, die Mission wird fortgeführt!“
Solveig musste sich setzen; sie stellte sich vor, wie Ihr Dave jetzt durch den Dschungel marschierte... Ja, Sie hatte sich in diesen jungen Amerikaner verknallt wie ein Teenie; er sah ja auch blendend aus. Dabei war es erst wenige Monate her, dass ihr Lebenspartner Eric in den Kämpfen gegen die Robotflotte des „Volkes“ umgekommen war. Eric war Techniker auf der Ventura, einem der neuen Ovoid-Ringraumer, gewesen. Bei den Kämpfen um die Erde war der Raumer erst beschädigt und später ganz vernichtet worden. Geblieben war ihr nur ein Brief mit der Unterschrift von Marschall Bulton; Sie sah immer wieder diesen Brief mit dieser Unterschrift vor sich, den Brief und die Unterschrift...

 

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