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Rendezvous mit dem Programm
Die drei Menschen waren auf ihrem Weg durch den Dschungel
bis zu einer Felsspalte in einem der mächtigen Tafelberge gelangt.
Sie mussten sich zuletzt mit viel Mühe durch die dichte Vegetation
arbeiten und versuchten, dabei so wenig wie nur möglich von der
Vegetation zu zerstören.
Am Fuß des Berges wuchsen die Pflanzen dieser Welt sehr dicht,
wurden aber nicht so groß wie im hohen Dschungel. Verwunderlich
war auch die Artenvielfalt der Vegetation; alle Arten schienen hier
vertreten zu sein und wuchsen auf feinstem Lös bis in die Felsspalte
hinein, da wo auch der Fluß seinen Anfang nahm. Oder nahm die
Vegetation da ihren Anfang, wuchs sie aus dem Fels heraus? Der Fluß
war hier nur ein etwa knöcheltiefer Bach, der glasklares Wasser
führte, das man auch noch untersuchen mußte.
Vor allem Hajo war begeistert von den verschiedenen Arten und Formen,
die die Natur hier hervorgebracht hatte. Während des gesamten Weges
machte er visuelle Aufnahmen und speicherte alle möglichen Daten.
Während sich Teamkollege UHG immerfort über die Strapazen
einer solchen Außenmission beschwerte, hatte sich das Verhalten
des Teamleiters Dave Koso verändert. Er hatte auf dem letzten Teil
des Weges kaum noch gesprochen und ein Tempo vorgelegt, das die anderen
beiden Mitarbeiter zu raschen Schritten zwang, was gar nicht einfach
war, bei dem dichten Bewuchs. Irgendwann hatte er die Führung auf
dem Marsch übernommen, ohne auf Gefahren zu achten, und war schon
ein gutes Stück voraus, als sie an der Felsspalte ankamen. Jetzt
stand er vorm Eingang zur Höhle und sah wie entrückt über
die Vegetation hinweg zum Fels hin.
Hajo erfaßte intuitiv, dass etwas Dave gefangengenommen hatte.
Genauso intuitiv fühlte er sich ab jetzt verantwortlich und begann,
das weitere Vorgehen zu übernehmen. Einige Ereignisse während
ihrer Mission ließen ihn zu der Erkenntnis gelangen, dass es sich
bei der Flora des Planeten um eine gewisse Intelligenz handelte. Er
konnte diese These nicht beweisen, war sich aber sehr sicher. Wenn er
nur daran dachte, wie die Flora sich gegen die Vernichtung durch ihre
Blaster gewehrt hatte, wie sie die Menschen auf einen Weg gezwungen
hatte, der gar nicht geplant war, oder wie sie sich gegen die Hanf-Agaven
zur Wehr setzte. Auch die Beeinflussung der Kommunikation mit dem Scoutboot
gab ihm zu denken, mal wurde sie total unterbunden, dann wieder vollkommen
freigegeben.
Wenn seine Vermutungen stimmten, mußten die Drei beim weiteren
Vorgehen sehr vorsichtig sein. Das war Hajo jetzt klar, und er würde
dafür sorgen, ohne viel Worte.
Dave blickte starr in Richtung der Felsspalte, sein Puls schlug jetzt
rasend schnell und die Erkenntnis war plötzlich in ihm, „Sie
leben! Die Florakszyi leben – sie sind eine Gemeinschaft!“
Sein Atem ging jetzt schnell. „Habt ihr es noch nicht bemerkt?
Sie leben, aber Er ist da drin.“ Daves Gedanken überschlugen
sich. Hajo beobachtete mit angehaltenem Atem, wie er sich aus der Starre
löste und an ihm vorbei drängte.
„Wir müssen zu ihm“, mit diesen Worten begab sich Dave
weiter in die Höhle, etwas schien ihn magisch anzuziehen. „Warte!“,
Hajos Stimme war schneidend, doch Dave hörte nicht auf ihn. Die
beiden Teamkollegen folgten ihm schnell. Mit wenigen Schritten war Hajo
hinter ihm und hielt ihn an der Schulter fest. Dave blieb ohne Gegenwehr
stehen, er sah die beiden Teamkollegen mit glasigen Augen an.
„Woher kanntest du den Namen der Pflanzen? Ich habe gehört,
wie du den Namen – Florakszyi – gerufen hast! Sag es mir!“
, verlangte Hajo jetzt Aufklärung. Dave schluckte. „Es war
in meinem Kopf ! Ich weiß nicht warum, aber ich wusste es plötzlich
!“ Hajo drängte ihn: „Wer ist Er? Was ist in der Höhle?“
„Das weiß ich noch nicht. Er will den Kontakt und ruft nach
mir! Wir müssen zu Ihm!“ , antwortete Dave ihm. Er löste
sich von Hajos Griff und wollte weiter in die Höhle.
Hajo sah UHG, der seltsam zurückhaltend geworden war, kurz an.
„Er wird beeinflusst! Wir müssen aufpassen, UHG!“ Hajo
wirkte besorgt, doch UHG antwortete nur kurz angebunden. „Klar!“
Beide gingen hinter Dave weiter in die Höhle. In der Spalte wurde
es dunkel, nur noch dichte blau-grüne Pflanzen in einer dunkelblauen
Umgebung, aber im Hintergrund, am Ende der Spalte, schien ein blau-weißes
Licht, zunächst nur als Schimmern zwischen den Blättern der
Pflanzen, dann heller werdend.
Gleißendes, blau-weißes Licht kündigte den Zugang zu
einer großen Höhle an. Die Pflanzen waren hier nur noch etwa
mannshoch und der Bach nahm hier seinen Anfang in einem kleinen See.
Abrupt blieben die drei Terraner am Eingang zur Höhle stehen. Die
Faszination des Eindruckes brach mit Gewalt über sie herein. Sie
mussten ihre Augen für einen Moment schließen, um sich an
das Licht zu gewöhnen.